22 | Stadtmagazin | Kultur Die Streicher der Neuen Philharmonie MV bringen zunächst Bach und Grieg zu Gehör, danach kommen die Bläser mit Dvorák zum Einsatz. © SLK „Stadt. Land. Klassik!“ startet wieder durch Das Warten hat ein Ende. Im Oktober gastiert die Neue Philharmonie MV nach achtmonatiger Pause erneut in Mecklenburg- Vorpommern. Diesmal alles eine Nummer kleiner, dafür mit außerordentlichen Perlen der Klassik – und natürlich Corona-konform. Wann waren Sie das letzte Mal auf einem Konzert? Diese früher völlig banale Frage bringt das kulturelle Dilemma in Corona-Zeiten vortrefflich auf den Punkt. Auftritte von Musikern, Bands oder gar ganzen Orchestern sind ein verdammt rares Gut geworden. Der für Künstler wie Publikum gleichermaßen beglückende und einzigartige Austausch bei einem Live-Event findet heutzutage nur selten statt. Auch fünf Monate nach dem Ende des Lockdowns kann von Normalität keine Rede sein. Die Rückkehr von „Stadt. Land. Klassik!“ in diesem Herbst ist daher nicht weniger als eine kleine Sensation. Nach zwei ausgefallenen Tourneen im ersten Halbjahr startet die Neue Philharmonie MV am 11. Oktober in Torgelow - allen Schwierigkeiten zum Trotz - in eine turbulente Klassik-Woche. „In einer Zeit, wo Berührungen und Nähe nicht mehr selbstverständlich sind, hat Wir kaufen Wohnmobile + Wohnwagen 03944 / 36 160 www.wm-aw.de die Musik noch mehr als sonst die Aufgabe, Nähe zu schaffen und die Menschen zu rühren“, sagt Claudia Schneider von der Nordkurier Mediengruppe, die gemeinsam mit Orchesterleiter Andreas Schulz die beliebte Veranstaltungsreihe organisiert. „Meine Musikerinnen und Musiker brennen darauf, endlich wieder in Mecklenburg-Vorpommern spielen zu können“, pflichtet ihr der Chefdirigent bei. „Wir freuen uns alle schon sehr auf die Tour“, sagt Schulz, der sowohl die Orchestergröße als auch das Programm mit den aktuellen Corona-Auflagen abstimmen musste. Aufgrund des Sicherheitsabstandes von 1,50 Metern dürfen diesmal nur circa 15 Musikerinnen und Musiker gleichzeitig auf der Bühne sein. „Meine Herausforderung war es deshalb, für eine kleinere Besetzung passende und qualitativ hochwertige Musikstücke herauszusuchen.“ Diese Aufgabe hat der Orchesterleiter mit Bravour gemeistert. Die Streicher der Neue Philharmonie MV interpretieren zunächst die 2. Orchestersuite von Johann Sebastian Bach und die bekannte Holbergsuite des norwegischen Komponisten und Pianisten Edvard Grieg. „Diesmal lernt man andere Schwerpunkte von der Neuen Philharmonie kennen“, erklärt Schulz seine Auswahl. Nach der Pause kommen die Bläser zum Einsatz bei der Serenade d-Moll von Antonin Dvorák. Dvoráks Sere- Termine • 11. Oktober 2020., 16.00 Uhr, Torgelow, Ueckersaal • 12. Oktober 2020, 16.00 und 19.00 Uhr, Teterow, Kulturhaus (ausverkauft) • 13. Oktober, 19.00 Uhr, Anklam, Sporthalle am Stadtwald (Eichenweg 6) • 16. Oktober 2020, 19.00 Uhr, Röbel (Müritz), Grundschule Röbel
Kultur | Stadtmagazin | 23 nade atmet in jedem Takt ein bisschen Wiener-Klassik-Luft, auch sind Referenzen an den österreichischen Meister Wolfgang Amadeus Mozart zu hören sowie böhmische Folklore-Einflüsse zu erkennen. Die Mischung verspricht also besten Hörgenuss. Und so ist auch dieses Programm wieder anspruchsvoll und unterhaltsam zugleich - wie man es von „Stadt. Land. Klassik!“ mittlerweile gewohnt ist. „Jetzt wird es Zeit, Musik wieder im Saal gemeinsam zu erleben“, meint Claudia Schneider. Beim Neustart der Konzertreihe freut sich die Organisatorin am meisten „auf die strahlenden Gesichter der Musiker beim Einzug, wenn sie endlich wieder einen Konzertsaal mit Zuschauern betreten dürfen“. Wie schwer die Pandemie-Zeit für sein Orchester war, darüber weiß Andreas Schulz zu berichten. „Einige der noch jungen Musiker hat Corona schwer getroffen, sie mussten sich durchkämpfen. „Viele haben die Zeit mit Üben verbracht“, so der Orchesterleiter weiter. „Ich selbst habe Claudia Schneider und Andreas Schulz, die Organisatoren von „Stadt. Land. Klassik!“ sehr viel am Klavier geübt, für mich war das tatsächlich eine schöne Zeit mit großen Glücksgefühlen.“ Für die Freunde von „Stadt. Land. Klassik!“ sind Glücksgefühle im Oktober garantiert. Nach dem Tourstart am 11. Oktober im Torgelower Ueckersaal gastiert die Neue Philharmonie MV am 12. Oktober im Kulturhaus Teterow, am 13. Oktober in der Anklamer Sporthalle am Stadtwald und am 16. Oktober in der Grundschule Röbel (Müritz). Die geltenden Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen für Veranstaltungen werden laut Claudia Schneider gewissenhaft umgesetzt. Während des Konzertes muss keine Atemschutz-Maske getragen werden, „da die Stühle in 1,5 Metern Abstand aufgestellt werden“, erläutert Schneider. „Sobald der Stuhl aber verlassen wird, muss die Maske wieder aufgesetzt und im gesamten Gebäude getragen werden.“ Karten für die „Stadt.Land. Klassik!“-Konzerte sind online, telefonisch unter der kostenfreien 0800 4575-033 und in den jeweiligen Stadt- bzw. Tourist-Informationen der Spielorte erhältlich. www.stadt-land-klassik.de © INGMAR NEHLS Live is life! Wir brauchen neue Orgien Von Sirko Salka Das alles ist langsam, aber sicher, niederschmetternd. Seit Corona-Beginn haben die berühmten Berliner Clubs und ihre tanzwütigen Jünger strikte Partypause. Rauschverbot. Renommierte Opernhäuser wie das New Yorker Met sagen auf Anraten von Gesundheitsexperten alle Aufführungen bis weit in den Sommer 2021 ab! Populäre Bands wie „Die Ärzte“ verschieben ihre ausverkauften Großtourneen – optimistisch – in den Spätherbst kommenden Jahres. Wenn Corona so weitergeht, ist es unwahrscheinlich, dass wir dann bereits wieder auf Rockkonzerten schwofen und pogen dürfen. Ein Gedränge in der Menge, hemmungsloses Feiern mit Freunden und Fremden, gemeinsames Lauschen und Sich-Berauschen ist auf Großveranstaltungen, auf den Dancefloors oder in den Konzertsälen epidemiologisch nicht drin. Aber live is life! Keine Schallplatte oder YouTube-Session kann dieses einmalige Direkterlebnis zwischen Musiker und Menge, DJ und Partycrowd, Orchester und Klassikfans ersetzen. Umso bewundernswerter sind sämtliche Bemühungen von Veranstaltern, Kultur jetzt in kleinerem Umfang, coronakonform neu zu etablieren. Alle Achtung!
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