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Ratgeber Mitten im Leben

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SEITE 22 FREITAG, 30.

SEITE 22 FREITAG, 30. NOVEMBER 2018 Forschung Die verrückte Mitte Die Menschen werden immer älter. Wo es für unsere Vorfahren schon aufs Ende zuging, wird heute locker von der Mitte des Lebens gesprochen. Und die rückt weltweit immer weiter nach hinten, wie Professor Roland Rau an der Universität Rostock beobachtet. Von Marlis Tautz Professor Dr. Roland Rau ist für den Lehrstuhl Demografie an der Universität Rostock verantwortlich. Foto: St. Hagedorn Rostock. Der Nichtraucher mag schaudern, der Raucher jubeln: Da hat eine Frau fast 100 Jahre lang geraucht und hält den Rekord, das bislang höchste je zuverlässig dokumentierte Lebensalter erreicht zu haben. Die Französin Jeanne Calment war 122 Jahre und 164 Tage alt, als sie am 4. August 1997 starb – und bis zum Schluss „geistig rege“, so wird berichtet. Geboren wurde sie am 21. Februar 1875 im südfranzösischen Arles. Ab 1896 hatte sie geraucht. Wer die „Mitte des Lebens“ erkunden will, kommt um Jeanne Calment nicht herum. Sie konnte mit 61 Bergfest feiern. Die Demografie, die Lehre von der Bevölkerung, nennt Menschen ab 110 Jahren Supercentenarians. Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock hatte 2010 im Zuge einer internationalen Studie eine Internet-Datenbank eingerichtet, die Geburts- und Sterbedaten von Super-Alten sammelt. Die meisten stammen aus den Vereinigten Staaten, Japan, Großbritannien, Frankreich und Italien, rund 90 Prozent sind Frauen. Als ältester Mann ist derzeit der Däne Christian Mortensen verzeichnet, der 1998 mit 115 in Kalifornien starb. In Sachen Lebenserwartung haben Frauen bessere Karten als Männer – von der Wiege bis zur Bahre. „Es gibt kein Lebensalter, in dem Männer im Vergleich zu Frauen ein geringeres Sterblichkeitsrisiko hätten“, sagt Professor Dr. Roland Rau, der an der Universität Rostock den Lehrstuhl Demografie führt und zum Fellow-Programm des Planck-Instituts gehört. Erst ab 30 steigt das Sterberisiko von Frauen und Männern relativ gleichmäßig an. Roland Rau, Professor für Demografie Als eine Ursache für den Frauen-Vorteil gelten biologische Gründe wie das weibliche Geschlechtshormon. Hinzu kommen soziale Faktoren wie eine gesündere und weniger gefahrvolle Lebensweise. Mit Blick auf die Sterblichkeitskurve von Männern spricht der Wissenschaftler von einem „Unfall-Hügel“ zwischen dem 16. und 25. Lebensjahr. „Erst ab 30 steigt das Sterblichkeitsrisiko von Frauen und Männern dann relativ gleichmäßig an.“ Raus Forschungsschwerpunkte sind Lebenserwartung und Sterberate, die „Exit-Komponenten“, wie er sagt. „Demografie betrachtet ja das Rein, das Raus und das Dazwischen bei Bevölkerungen.“ Er nennt die Demografie „meine Berufung“. Dabei hatte er einst als Student in Bamberg die Fächer Politik, Journalistik und Volkswirtschaftslehre gewählt, um Journalist zu werden. Doch als er im Fach Statistik die Welt der Zahlen und Formeln entdeckte, wollte er nichts anderes mehr machen und wurde Demograf. Es sind vor allem Berechnungen und Modelle auf Basis von Sterbetafeln nötig, um die durchschnittliche Lebenserwartung für Menschen eines Jahrgangs zu ermitteln. „Es handelt sich um eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Geburt“, erklärt der Professor. „In den vergangenen 150 Jahren sind die Menschen älter geworden als berechnet.“ Ein Beispiel: 1890 und 1900 betrug die statische Lebenserwartung von Männern und Frauen im Deutschen Reich 40 und 44 Jahre, tatsächlich starben sie im Schnitt mit 46 und 52. Was insbesondere am Fortschritt in Medizin und Gesellschaft liegt. Für Roland Rau, einen bayrischen Mann, Jahrgang 1975, wurde die Lebenserwartung seinerzeit mit 68,07 Jahren beziffert. „Da kann man locker noch einmal zehn Jahre draufpacken.“ Schon seit dem 17. Jahrhundert beschäftigen sich Forscher mit der Frage, wie lange der Mensch leben kann. Zunächst fehlte es aber an aussagekräftigen Angaben über Geburten und Todesfälle. Der Universalgelehrte Edmond Halley (1656 bis 1742) – bekannt als der Entdecker des Halleyschen Kometen – zählte zu den Wegbereitern der Demografie. Er erstellte eine erste verlässliche Sterbetafel für die Stadt Breslau und wertete sie aus, so Roland Rau. Auch Schweden habe früh begonnen, Bevölkerungsdaten zu erfassen. So ließ sich ermitteln, dass die Menschen dort 1845 im Schnitt 45 Jahre alt wurden. Mittlerweile können alle Länder der Welt die Lebenserwartung bestimmen, und sie ist kontinuierlich gestiegen. Der Exit-Experte Rau sagt: „Mag es auch ein trauriges Thema sein, so ist die Entwicklung, die darin steckt, positiv.“ Das gilt für Spitzenreiter ebenso wie für Schlusslichter. In Japan lag die Lebenserwartung für Neugeborene 2017 bei gut 87 Jahren; in Sierra Leone und der Zentralafrikanischen Republik waren es rund 50. „Doch auch dort geht es voran“, sagt Roland Rau. Ausnahmen seien zuletzt lediglich Libyen und Syrien gewesen, wo sich die Lebenserwartung im Vergleich von 2005/2010 zu 2010/15 nicht verbessert hat. In Deutschland sieht ein Neugeborenes 2018 laut Statistischem Bundesamt einer Lebensspanne von 78 Jahren und vier Monaten (männlich) und 83 Jahren und 2 Monaten (weiblich) entgegen. Zur Erinnerung: Im realen Leben kommt noch ein deutliches Plus dazu. Für die Phase „Mitten im Leben“ heißt das: Sie fällt zwischen 40. und 50. Lebensjahr; und die Erwartungen steigen. „Als mein Großvater in den 1980er-Jahren mit 79 starb, war von einem ,gesegneten Alter‘ die Rede“, sagt Roland Rau. „Aus heutiger Sicht würde man eher fragen, ob da was schief gegangen ist.“ Er ist sicher, „dass Die Lebenserwartung im europäischen Durchschnitt lag 2016 für Männer und Frauen bei 78,2 und 83,6 Jahren. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind groß. Männer Frauen Schweiz 81,7 Jahre 85,6 Jahre Norwegen 80,7 Jahre 84,2 Jahre Spanien 80,5 Jahre 86,3 Jahre Frankreich 79,5 Jahre 85,7 Jahre Deutschland 78,6 Jahre 83,5 Jahre Polen 73,9 Jahre 82,0 Jahre Weißrussland 69,0 Jahre 79,2 Jahre Deutschland ist nicht Spitze (Quelle: Eurostat, Statistisches Amt der Europäischen Union) wir bei der Lebenserwartung noch nicht am Ende sind“. Künftig werde es immer mehr Hundertjährige geben, einige Forscher halten sogar Lebensspannen von mehr als 120 Jahren für möglich.Wie der Demograf selbst sein Höchstalter ausreizen will? „Wie es jede Mutter rät: Zieh dich warm an! Beweg dich! Rauch nicht, trink nicht!“ Jeanne Calment, die Rekordhalterin aus dem Süden Frankreichs, hatte nach eigenem Bekunden außer Olivenöl, Portwein, Gemüse und Knoblauch nicht besonders viel in ihre Gesundheit investiert. Zwar musste sie nie schwer arbeiten, weil sie nach ihrer Heirat finanziell abgesichert ihren sportlichen und künstlerischen Hobbys nachgehen konnte. Dennoch hatte sie kein leichtes Leben: Ihr Ehemann war früh an einer Lebensmittelvergiftung gestorben, ihre Tochter erlag mit Mitte 30 einer Lungenentzündung, und ihr Enkel kam als junger Mann bei einem Motorradunfall um. Jeanne Calment hatte noch mit 85 fechten gelernt, erst mit 110 zog sie ins Altersheim. Als sie mit 119 das Rauchen aufgab, spielte nach Einschätzung ihres Arztes nicht der gesundheitliche Gedanke, sondern einzig ihr Stolz die Rolle. Sie war vollständig erblindet und wollte niemanden um Feuer bitten müssen. Kontakt zur Autorin m.tautz@nordkurier.de

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