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SEITE 6 FREITAG, 15.

SEITE 6 FREITAG, 15. JUNI 2018 Sonnenbrand ist Körperverletzung Sie ist wunderbar für die Seele, zu viel Sonne schadet aber auch der Haut. Mediziner sehen vor allem die Gefahr von Hautkrebs. Im Interview erklärt die Schwedter Hautärztin Dr. Silke Thies, wie sie sich selbst schützt und gibt den Lesern hilfreiche Tipps. Das Gespräch führte Antje Wegwerth. Draußen lacht dieSonne. DieFamiliehatsichmit Lichtschutzfaktor 30 am ganzen Körper eingecremt und will nuneinen herrlichen TagamStrandverbringen. Ist dasinOrdnung? Nein, bitte auf keinen Fall den ganzen Tag in der direkten Sonne verbringen. Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie viel Mal länger man sich in der Sonne aufhalten darf. Würde ein hellhäutiger Mensch ohne Sonnenschutz nach drei Minuten einen Sonnenbrand bekommen, kann er mit Lichtschutzfaktor 30 so etwa 90 Minuten in der Sonne bleiben, aber nur, wenn er zwischendurch nicht durch Reibung oder schwitzen und baden den Sonnenschutz wieder teilweise entfernt hat und er auch dick genug aufgetragen wurde. Ein Nachcremen ist schon sinnvoll, aber würde den Schutz nicht verlängern. Und wer unsicher ist, gerade, weil er oder sie Verantwortung für Kinder trägt, kann auch die kostenlose App UV-Check nutzen: Abhängig von Standort, Uhrzeit, Bewölkung und Hauttyp sagt die App, wie viel Zeit in der Sonne verbracht werden darf, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren. MitSonnencreme allein kommtman also nicht über den Tag. Washilftnoch? Am besten so oft wie möglich im Schatten aufhalten, die Mittagssonne zwischen 12 und 15 Uhr weitgehend meiden und auch textilen Sonnenschutz zusätzlich benutzen. Wichtig ist immer eine Sonnenbrille. Muss im Sommer auch an bedeckten Tagen Sonnencreme aufgetragen werden? Dr.SilkeThies Hautärztin FoTo: ASKLePIIoS Dr. Silke Thies ist Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Asklepios Klinikum Uckermark in Schwedt Ja unbedingt, die UV-Strahlung ist auch bei wolkigen Tagen nicht zu vernachlässigen, das gilt ganz besonders in tropischen und subtropischen Gefilden. Wieoft muss Sonnencreme neuaufgetragen werden und welcher Lichtschutzfaktor ist ratsam? Sonnencreme sollte unbedingt nach jedem Baden erneuert werden, auch bei sportlichen Aktivitäten, wenn man ins Schwitzen kommt, ist es ratsam, noch einmal nachzucremen, auch abhängig vom Hauttyp. Ich rate immer zu mindestens Lichtschutzfaktor 30, besser 50+. Wastun Siepersönlich,wenn derWetterberichteinen sonnigen Tagansagt, denSie gern im Freien verbringen wollen. WieschützenSie sich? Ichbenutze Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50+, Sonnenbrille und Halbschatten, wann immer möglich. Was denken Sie, wenn Ihnen braun gebrannte Menschen begegnen. Denken Sie, diese Menschen verhalten sich leichtsinnig? Kann man sich heute Braunsein noch leisten? Wenn ich im Urlaub Menschen mit Sonnenbrandsehe, denke ich immer, das ist Körperverletzung, besonders wenn es Kinder sind –nicht nur, weil esakut Schmerzen verursacht, sondern insbesondere wegen der Hautkrebsgefahr. Den Wunsch, braun zu sein durch Solariennutzung sollte man sich heutzutage gut überlegen angesichts steigender Zahlen von schwarzem Hautkrebs insbesondere auch bei jungen Menschen. Wird dieHautbeim Baden weniger von Sonnenstrahlen belastet? Das kann man so nicht sagen, außer der Badende hat einen textilen Schutz an, der den ganzen Körper bedeckt. Durch Baden wird der Sonnenschutzfilm abgewaschen –auch bei dem „wasserfesten“ Sonnenschutz geht ein Teil davon verloren und auch durch Wasser kommt UV- Strahlung durch. Wenn ich Badekleidung trage, müssen die Stellen darunter auch mitSonnencreme eingerieben werden? Das kommt auf die Dicke des Stoffs an. Besser wäre es, auch dort zu cremen, denn es kommt manchmal dazu, dass Stoffe zur Seite rutschen und wenn dann nicht gut eingecremt ist, kommt es schnell zu Sonnenbrand. Waspassiert ausdermatologischerSicht mit der Haut, wenn Sonneauf sietrifft? Die Haut versucht ein Schutzschild aufzubauen, indem die Haut brauner und dicker (Lichtschwiele) wird, um möglichst viel UV-Strahlung zu reflektieren oder zu absorbieren, um das darunter liegende Gewebe zu schützen. Die Bräune entsteht durch Das eincremen mit Sonnencreme ist Pflicht amStrand. Sie sollte mindestens Lichtschutzfaktor 30 haben, besser noch ist Lichtschutzfaktor 50+. FoTo: ©TRAVnIKoVSTUDIo -FoToLIA.CoM die Vermehrung von Pigment (Melanin) in der Haut. Die Hautverdickung entsteht durch vermehrte Bildung von Zellen in der obersten Hautschicht. Wassind unmittelbare Folgen von„zu viel Sonne“? Unmittelbar gibt es eine akute Verbrennungsreaktion mit Entzündungszeichen der Haut, den Sonnenbrand –von Rötung der Haut bis hin zur Blasenbildung und großflächiger Hautablösung. Wassind Spätfolgenvon „zu viel Sonne“? Die Spätfolgen sind hässliche Altersveränderungen an der Haut wie Falten, Pigmentflecken und im schlimmsten Fall Hautkrebs durch angehäufte DNA-Schäden an der Haut. Mittels kostenloser „Sunface App“ kann man ein Selfie von sich machen und sich zeigen lassen, wie das Gesicht in 20 Jahren aussehen wird –einmal mit regelmäßiger Anwendung von Sonnenschutz und einmal ohne. Woranerkenneich Hautkrebs? Hautkrebs zu erkennen ist nicht immer einfach, da es unterschiedlichste Formen gibt (weißer und schwarzer Hautkrebs). Manchmal sind es rote und schuppende Flecken, die ekzemartig aussehen können; manchmal sind es warzenähnliche Knoten, die dann als weißer Hautkrebs identifiziert werden. Manchmal sind es verwaschen aussehende Leberflecken, die sich in der Farbe verändert haben oder plötzlich erhabener geworden sind, die dann schon fortgeschrittenen schwarzen Hautkrebs darstellen können. Was kann man tun, wenn man dann doch einen Sonnenbrand hat? Kühlen, Kortisoncreme, Antihistaminikum, eventuell Schmerzmedikamente, bei ausgeprägten Fällen Kortisontablette oder Spritze. Können Schädenander Haut, diedurch dieSonneentstanden sind,durch gute Pflege rückgängig gemachtwerden? Diese können durch gute Pflege danach kaum beziehungsweise nur minimal gemildert werden. Sind die DNA-Schäden der Haut zu massiv,kann man diese durch nichts mehr reparieren. Durch aufwendige, kostenintensive dermatologische Prozeduren wie fraktionierte Laserbehandlung, fotodynamische Therapie, tiefe Peelings, kann man eine gewisse Hautverjüngung erreichen, was dann auch ein Stück weit Hautkrebsrisikominimierung ist. Kontakt zur Autorin a.wegwerth@nordkurier.de

SEITE 7 Kein Turboschutz, der Sand und Wasser trotzt Von Dana Skierke Wasserfest, Anti-Sand, Photostabil, sofort wirksam – Großartig klingen die Versprechen auf Sonnenschutzmitteln. Man wähnt sich und seine Lieben sicher vor der schädlichen UV-Strahlung. Aber ist das auch so? NeubraNdeNburg. Diese Schmerzen will keiner haben und auch der Anblick von sonnenverbrannter Haut ist nichts für Nervenschwache. Von den Spätfolgen ganz zu schweigen. Aber es gibt gute Nachrichten. Richtig „einbalsamiert“ hat die Haut gute Chancen, einen sonnigen Tag fast unbeschadet zu überstehen. Es gibt Schutz aus Tuben und Sprayflaschen. Einige Mittel sollen sogar sofort nach dem Auftragen wirksam sein. Ist das möglich? „Ja“, weiß Silke Schwartau, Abteilungsleiterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Hamburg e. V. „Es gibt sogenannte physikalische Filter, die die Strahlen der Haut reflektieren können. Diese wirken dann sofort nach dem Eincremen, weil die Strahlen kaum noch bis zur Haut durchdringen. Sonnenschutzmittel reduzieren Strahlenschäden auf ein Minimum, daher sind sie äußerst wichtig“, erläutert Silke Schwartau. Ohne physikalische Filter wirken sie allerdings erst circa 30 Minuten Reicht es aus, die Sonnencreme erst am Strand aufzutragen? Das kommt ganz darauf an, ob die Creme auf physikalischer oder chemischer Basis wirkt. FoTo: © eyeQ - FoToLIA.CoM nach dem Auftragen. Diese Zeit brauchen chemische Lichtschutzfilter, um in die Haut einzudringen und ihre Wirkung zu entfalten. Vertrauen ist gut, nachcremen noch besser Wenn also Wasserfest auf der Sonnencremepackung steht, dann schützt sie auch noch nach dem Schwimmen. Und die lieben Kleinen dürfen gern im feinen Ostseesand umhertollen, sie sind ja trotzdem weiterhin vor schädlicher Strahlung geschützt. Steht ja was von Abrieb- und Sandfest auf der Verpackung. Kann man darauf vertrauen? „Auf keinen Fall. Diese Mittel bleiben gar nicht so fest auf der Hautoberfläche haften, wie die Werbung verspricht. Durch Wasserkontakt oder Abrieb im Sand gehen diese von der Hautoberfläche auch wieder verloren“, warnt Silke Schwartau. Die Fachfrau informiert: „Sonnenschutzmittel dürfen sogar als ‚wasserfest‘ bezeichnet werden, obwohl sie nach zweimal 20 Minuten baden nur noch die Hälfte der ursprünglich gemessenen Schutzleistung aufweisen.“ Nachcremen ist daher auch bei diesen Mitteln empfehlenswert. Bei all der Cremerei drängt sich die Frage auf, kommt überhaupt noch Vitamin D durch die Haut? „Eher nicht. Bei sehr hohen Lichtschutzfaktoren in Mitteln, die auf dem gesamten Körper verrieben werden, kann die Haut kaum noch oder gar kein Vitamin D mehr bilden“, weiß die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale. Vitamin D stärkt beispielsweise die Knochen. Aber wer sich im Alltag auch einmal ohne Sonnenschutzmittel oder ohne die Haut komplett abzudecken draußen bewegt, braucht keinen Mangel zu fürchten. Übrigens bildet die Haut auch bei bedecktem Himmel Vitamin D. Und vor allem bleibt ohne Sonnenschutz die Kleidung schön sauber.Über die gelben Flecken auf hellen Sachen hat sich wohl jeder schon geärgert. Dass die entstehen, daran hat der öllösliche UVA- Filter Schuld. Je höher der Lichtschutzfaktor und je älter der Fleck, umso schwieriger seine Entfernung. Hier einige Reinigungstipps von Silke Schwartau: „Ist Sonnencreme danebengegangen, schnell die Stelle mit einem Tuch und etwas Spülmittel behandeln. Anschließend so heiß wie möglich waschen (Pflegeetikett beachten). Bei leichten Flecken die Wäsche in einem Essigbad (Wasser und Essigessenz im Verhältnis fünf zu eins) ungefähr eine Stunde einweichen lassen und anschließend waschen. Wenn weiße Wäsche leicht gelb verfärbt ist: die Stelle mit Wasser anfeuchten und ein Päckchen Backpulver darauf streuen. Nach 30 Minuten in der Maschine waschen.“ Und auch das könnte klappen: Nach dem Eincremen nicht gleich die Kleidung anziehen. Lieber das Mittel eine Weile einwirken lassen. Kinder trotz Kleidung mit Sonnencreme schützen Noch ein hautfreundlicher Hinweis von Silke Schwartau: „UV Kleidung ersetzt nicht die Sonnencreme.“ Zwar seien gerade Kindersachen mit UV-Schutz ideal für Strand und Spiel im Freien. Aber es sollten Sachen gekauft werden, die nach UV- Standard getestet wurden. Das Prüfsiegel „UV-Standard 801“ bekommen nur Kleidungsstücke, die auch dann noch zuverlässig schützen, wenn sie nass sind, gedehnt oder mehrmals gewaschen wurden. Kinder sollten trotz UV-Sachen noch mit Sonnenschutz eingerieben werden. Kontaktzur Autorin d.skierke@nordkurier.de FoToS: © Mozzz, © eyeTRonIC - FoToLIA.CoM

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