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Ratgeber Auto Ausgabe PM

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SEITE 14 FREITAG, 26. APRIL 2019 Voll Retro: Die Neuen feiern die Klassiker Die Motorradhersteller brennen 2019 ein Neuheiten-Feuerwerk ab. Dazu gehört die Rückkehr legendärer Maschinen, neue Klassiker und eine bekannte Motorradmarke, die sich unter Strom setzt. Was Fans erwarten können, hat Andreas Kötter herausgefunden. Berlin. Zurück in die Zukunft – diesen Eindruck kann gewinnen, wer einen Blick auf die Motorradneuheiten 2019 wirft. Denn der Retro-Trend geht weiter, doch es gibt auch elektrisierende Überraschungen. Moto Guzzi etwa erinnert mit der V85 TT an die späten 1970er-Jahre, als Yamaha das Enduro-Segment mit der XT 500 begründete. Die klassische Moto Guzzi leistet 59 kW/80 PS aus 850 ccm. „Ein Schnäppchen ist die Guzzi mit rund 12 000 Euro allerdings nicht“, meint Michael Lenzen, Vorsitzender des Bundesverbandes der Motorradfahrer. Denn für 1550 Euro Aufschlag bekäme man bei Triumph mit dem Modell Scrambler 1200 XC eine mit 66 kW/90 PS deutlich stärkere, nichtsdestotrotz mit einem Leergewicht von etwa 215 Kg gegenüber 229 kg sogar leichtere Reisemaschine. Wie schon der von den Engländern bereits länger angebotene, klei- Klassische Enduro: Moto Guzzi V85 TT. Foto: Moto Guzzi nere Street Scrambler mit 900 ccm, der jetzt allerdings 48 kW/65 PS und damit 10 PS mehr als bisher leistet, setzt auch die 1200er auf den Offroad-Look der 1960er-Jahre, bietet aber auch zwei fürs Gelände zu wählbare Fahrmodi. Offroad-Kompetenz weisen auch die BMW R 1250 GS und R 1250 GS Adventure mit 100 kW/136 PS auf. „Mindestens 16150 Euro sind fällig, wählt man die Adventure- Variante mit größerem Tank und mehr Federweg, sind es gar 17700 Euro“, so der Lenzen. Ein klassisches Comeback gibt es bei Kawasaki, wo die seit Ende 2016 eingestellte W800 mit dem ikonischen Königswellen-Antrieb wieder da ist. „Natürlich mit ABS und auch Euro-4-tauglich. 90 Prozent der verbauten Teile sollen laut Kawasaki neu sein“, erklärt Lenzen. Angeboten wird die W800 als Street-Variante und als Café-Ausführung mit kleiner Cockpitverkleidung und Höcker-Sitzbank. Die seit 1984 in indischer Hand befindliche Firma Royal Enfield hat bislang Einzylinder-Modelle im klassischen Stil gebaut. Nun aber haben sich die Inder der Zweizylinder-Tradition aus den 1960er und 1970er-Jahren der damals noch englischen Marke erinnert. Mit der Interceptor 650 und der Continental GT 650 kommen zwei Klassik- Modelle, die technisch mit Vierventiltechnik und obenliegender Nockenwelle auf der Höhe der Zeit sind. „Während die Interceptor mit Doppelsitzbank und einem etwas höheren Rohrlenker eine aufrechte Sitzposition ermöglicht, macht die Continental GT mit Höckersitzbank und Stummellenker ganz auf Café Racer“, schildert Lenzen. Die Preise liegen um die 6500 Euro. Erstes elektrisches Motorrad ab Spätsommer Avantgardistisch interpretiertes Design klassischer Flachbahnrenner trägt dagegen die Husqvarna Svartpilen 701 zur Schau. Die Einzylinder-Maschine basiert technisch auf der 690er Duke von Konzernmutter KTM, leistet 55 kW/75 PS und kostet 10195 Euro. Drei Zylinder mehr und mit 110 kW/150 PS doppelt soviel PS Retro-Look ist wieder angesagt, wie bei der Continental GT 650 Royal Enfield. Neues von Indian: Die FTR 1200 soll an typische Flachbahnrennmaschinen erinnern. weist die wiederbelebte Suzuki Katana auf. Anfang der 1980er-Jahre gelang den Japanern mit dem Original eine Designikone. „Die Katana wirkte damals fast wie aus einem Science-Fiction-Film“, kommentiert Lenzen. Jetzt knüpfen die Japaner mit der auf der soliden technischen Basis der GSX-S 1000 aufgebauten neuen Katana daran an. Ein Preis sei zwar noch nicht bekannt, so Lenzen, der aber davon ausgeht, dass Suzuki ein wenig mehr aufruft als die 12 395 Euro, die die GSX-S 1000 kostet. Für dieses Geld würde man beinahe die neue Honda CB 650 R und die schon bekannte CB 300 R obendrein bekommen. Mit der 650 schließt der größte Motorradhersteller der Welt die Lücke, die in der Neo-Cafe Sport-Reihe zwischen CB 1000 R und CB 300 R entstanden ist. Das Vierzylinder-Bike mit 70 kW/95 PS soll um die 8000 Euro kosten. Merklich teurer dürfte die Harley-Davidson Livewire werden. Das erste E-Motorrad der amerikanischen Marke rollt laut einem Sprecher voraussichtlich ab Spätsommer zu den Händlern. Bis zu 177 Kilometer weit sollen Foto: Royal Enfield Foto: Indian elektrische Gleiter damit kommen können. Von 0 auf knapp 97 km/h soll es die Harley in weniger als 3,5 Sekunden schaffen. Aufgrund des elektrischen Antriebs sind weder Kupplung und Getriebe erforderlich. Neues auch von der anderen amerikanischen Traditionsmarke: „Mit den Flat Track Replica- Modellen FTR 1200 und FTR 1200 S führt Indian erstmals eine Baureihe jenseits der Cruiser-Sparte ein“, erklärt Lenzen. Die ganz auf sportliche Gangart ausgelegten Bikes leisten 88 kW/120 PS und kosten ab 14 690 Euro. Werden elektrische Tretroller zu einem Sicherheitsrisiko? Von Andreas Hoenig und Sascha Meyer In vielen europäischen Metropolen flitzen junge Leute schon mit ihnen herum – nun sollen E-Scooter auch in Deutschland erlaubt sein. Es gibt aber klare Vorgaben. Und nicht alle sind begeistert. DIE FAHRZEUGE Weil sie einen elektrischen Motor haben, gelten die Flitzer als „Elektrokleinstfahrzeuge“. Das erfordert eine Reihe von Vorschriften. Sie dürfen beispielsweise eine Höchstgeschwindigkeit bis zu 20 km/h nicht überschreiten. Sie müssen eine Lenk- oder Haltestange haben und dürfen höchstens 70 Zentimeter breit sein. Maximalgewicht ohne Fahrer: 55 Kilogramm. Pflicht sind unter anderem zwei Bremsen und eine Beleuchtung. Vorgeschrieben werden auch seitliche Reflektoren und mindestens eine „helltönende Glocke“. Die Standflächen müssen rutschfest sein. Anhänger sind tabu. Es soll möglich sein, die oft zusammenklappbaren Geräte auch in Bussen und Bahnen mitzunehmen. Zu bekommen sind die Roller oft für einige Hundert Euro oder mehr. Die Akkus können nach Branchenangaben an Steckdosen geladen werden. DIE REGELN E-Roller, die weniger als 12 km/h schaffen, sollen schon für Jugendliche ab zwölf Jahren erlaubt sein – schnellere Gefährte dann ab dem vollendeten 14. Lebensjahr. Eine Mofa-Prüfbescheinigung oder eine Helmpflicht sind nicht vorgesehen. Einfach überall herumbrausen dürfen die neuen E-Fahrzeuge nicht. Geplant ist wieder eine Unterscheidung nach möglichem Maximaltempo: Bei weniger als 12 km/h dürfen die Gefährte innerorts nur Gehwege und gemeinsame Geh- und Radwege benutzen. Sind die nicht vorhanden, ist auch die Fahrbahn erlaubt – aber nicht außerhalb geschlossener Orte. Sind E-Roller schneller als 12 km/h, gehören sie auf Radwege und Radfahrstreifen. Fehlen sie, darf es innerorts und außerorts auch die Fahrbahn sein. Auf Gehwegen gilt: Fußgänger haben klar Vorrang und dürfen „weder behindert noch gefährdet“ werden. Dort und in Fußgängerzonen ist auch nur Schritttempo zulässig. Der Cityskater von VW Foto: VoLKSWAgen AG DIE CHANCEN „E-Roller haben ein enormes Zukunftspotenzial“, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der für die Verordnung schon grünes Licht der EU einholte. Zusammen mit dem öffentlichen Nahverkehr seien sie „eine echte zusätzliche Alternative zum Auto“. Auch der Autofahrerclub ADAC erwartet, dass Der E-Scooter von Bird Foto: NicoLAS Armer E-Tretroller auf solchen kürzeren Distanzen eine attraktive Alternative zum Pkw sein könnten. Damit könnten sie einen Beitrag für saubere Luft in den Städten leisten. Per E-Scooter könnte es etwa für staugeplagte Großstädter von der S-Bahn oder Bushaltestelle weiter nach Hause oder zur Arbeit gehen. Auch wirtschaftlich dürfte sich ein neues Geschäftsfeld auftun. Verleih-Anbieter stehen schon in den Startlöchern. DIE RISIKEN Die neuen Verkehrsteilnehmer schaffen neues Konfliktpotenzial. Sorgen richten sich vor allem darauf, dass langsamere E-Roller auf Gehwegen fahren sollen. „Wir befürchten eine weitere Zuspitzung der bereits seit Längerem hitzigen Lage im innerstädtischen Straßenverkehr“, sagte der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow. Die Polizei sei außer Stande, auch rollenden E-Verkehr auf Bürgersteigen zu moderieren und zu kontrollieren. Der ADAC forderte, Auswirkungen auf den Fußverkehr genau zu dokumentieren. Nötig sei dafür eine wissenschaftliche Begleitung. Auch Roland Stimpel vom Fachverband Fußverkehr Deutschland befürchtet eine wachsende Unfallgefahr auf Gehwegen. Bremens Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) will bei der Konferenz mit seinen Länderkollegen an diesem Freitag einen Vorschlag zur Abstimmung stellen, der die Freigabe für Gehwege ablehnt. Jugendliche ab zwölf hätten meist nicht genug Straßenverkehrserfahrung, um die oft komplexen Situationen auf Gehwegen mit E-Rollern zu beherrschen. DIE NÄCHSTEN SCHRITTE Der Bundesrat könnte sich noch für Änderungen an der Verordnung stark machen. Dann soll sie möglichst noch vor Sommer in Kraft treten. Daneben bereitet die Bundesregierung auch Regelungen für andere E-Gefährte ohne Lenkstange vor. An den Details wird noch gearbeitet.

FREITAG, 26. APRIL 2019 SEITE 15 Großer Luxus zum kleinen Preis? In jungen Klassikern kann durchaus Sparpotenzial stecken. Foto: FLORIan Schuh Youngtimer Luxus-Schlitten zum kleinen Preis Von Andreas Kötter Youngtimer der Oberklasse versprechen für ein paar tausend Euro ein legendäres Fahrgefühl. Doch der Umgang mit den noch nicht ganz so alten Wagen ist nicht immer einfach. Kann die Rechnung mit dem kleinen Preis für den großen Luxus also aufgehen? Berlin. Ein 600er S-Klasse- Mercedes, Baujahr 2001, für 6500 Euro. Ein VW Phaeton mit Zehn-Zylinder- Diesel, Baujahr 2003, für 5999 Euro. Oder ein eleganter Jaguar XJ 4.0, Baujahr 2000, für 5999 Euro. Allesamt Luxus-Mobile und mit frischem TÜV versehen, die auf „mobile.de“ zum Discountpreis angeboten werden. Ist das die Chance für den sogenannten kleinen Mann, wie die Großen und Reichen zu fahren? „Ein Youngtimer der Luxusklasse bietet tatsächlich die Möglichkeit, ein Auto, das früher für einen immensen Preis verkauft wurde, für relativ kleines Geld zu bekommen“, sagt Renate Freiling vom Magazin „Auto Classic“. Sie sieht neben dem Kaufpreis weiteres Spar-Potenzial: „Ist das Fahrzeug älter als 20, aber noch keine 30 Jahre alt, bekommt es zwar noch kein H-Kennzeichen, kann aber wie ein Oldtimer und damit zu einem günstigen Tarif versichert werden“. Ersatzteile sind oftmals sehr teuer Allerdings: „Jeder Gebrauchtwagenkauf birgt ein gewisses Risiko“, sagt Norbert Schröder vom Tüv Rheinland. Ein Youngtimer könne zwar Luxus für wenig Geld bieten, er denke da zum Beispiel an einen Lexus. „Wenn aber an diesen Autos etwas ersetzt werden muss, wird es teuer.“ Gert Schleichert vom Auto Club Europa (ACE) sieht potenzielle Youngtimer-Käufer dennoch in einer guten Position: „Interessenten werden heute in keiner Weise allein gelassen, im Internet finden sich unzählige typen- und regional gebundene Clubs“. Und auch auf Klassik-Messen oder bei großen Händlern finde man Ansprechpartner. Auch Freiling hält gerade die Clubs für eine gute Informationsquelle: „Bei ADAC Klassik kann man sich über diese Clubs informieren, und auch die GTÜ führt eine Datenbank, in der Clubs, Marken und Modelle sowie aktuelle Marktpreise verzeichnet sind.“ Zudem erfasse Classic Data, ein Sachverständigenverband von Oldtimer-Experten, die aktuellen Marktpreise gängiger Klassiker. Ist die Entscheidung für ein Modell gefallen, sollte man es erst einmal langsam angehen lassen. Schleicherts Rat: „Abwägen, nachfragen, vergleichen“. Er wisse, dass das Youngtimer-Thema ein emotionales sei. Umso mehr aber solle man Gelassenheit an den Tag legen. „Machen Sie aus der Suche nach dem richtigen Fahrzeug ein Event, ganz nach dem Motto: Vorfreude ist die schönste Freude.“ Wie aber findet man das richtige Exemplar in dem breiten Angebot? Es gebe deutliche Indizien, ob ein Fahrzeug in Frage kommt oder ob man besser die Finger davon lässt, sagt Schleichert. Wichtig seien Unterlagen zum Fahrzeug wie Rechnungen über Reparaturen, Serviceheft, regelmäßige TÜV-Berichte oder sogar ein aktuelles Gutachten. Alle drei Experten legen zudem nahe, das Auto in einer Werkstatt vorzuführen oder selbst ein Gutachten erstellen zu lassen. Vor allem aber solle man nicht allein zum Besichtigen gehen. „Ich kenne das von mir selbst: Wenn man vor dem Objekt seiner Begierde steht, das vielleicht sogar noch die Wunschfarbe aufweist, dann kann schon mal der Verstand aussetzen“, scherzt Schröder. „Deshalb nehme ich immer jemanden mit, der objektiv ist, wenn ich mich privat für ein Auto interessiere.“ Bei Youngtimern können Achsen verschleißen Grundsätzlich abraten von einem Modell möchte keiner der Experten. Aber es gebe Einschränkungen. „Jemandem der typenoffen sucht, würde ich sicher keinen Jaguar XJ12 empfehlen“, sagt Schleichert. „Wenn ich mich aber in eine solche Katze verliebt habe, muss ich mir über die Konsequenzen klar sein.“ Im Service-Fall komme dann nur eine Werkstatt aus dem Kenntnisbereich in Frage. „Das bedeutet allerdings hohe Inspektions- oder Wartungskosten.“ Bei Youngtimern der Luxus-Klasse im Alter von 15 bis 20 Jahren sollten Käufer außerdem auf einen nicht sehr bekannten Sachverhalt achten. „In dieser Generation wurden Achsteile aus Gründen der Gewichtsersparnis nicht mehr aus Stahlblech, sondern aus Aluminium gefertigt“, sagt Schröder. „Das bedeutet, dass alle 70 000 bis 80 000 Kilometer neue Lager für die Traggelenke fällig sind.“ Das sei ein Problem, das man früher nicht gekannt habe. „Jeder weiß, dass Bremsen und Stoßdämpfer typische Verschleißteile sind. Dass auch Achsen verschleißen, ist vielen aber unbekannt“, so der Experte des Tüv. Das stärkste Modell einer Baureihe muss auch nicht immer das Beste sein. „Beispiel VW Phaeton: Ich sollte mich fragen, ob ich wirklich den 10-Zylinder-Diesel mit Luftfederung brauche“, sagt Schleichert. Dabei solle man nicht nur die aktuelle Dieseldiskussion im Hinterkopf haben. Sein Tipp: „Beim Luxus-Youngtimer lieber etwas tiefer stapeln“. Wie jung ist ein Youngtimer? Ab einem Alter von 15 Jahren kann von einem Youngtimer gesprochen werden. Allerdings ist das konkrete Alter eines „jungen Klassikers“ in Deutschland nicht konkret bestimmt. Fest steht jedoch: Die Zulassung darf nicht mehr als 30 Jahre zurückliegen. Denn dann steigt der Youngtimer bereits in die Klasser der Oldtimer auf. Aber Achtung: Dabei ist nicht – wie oft geglaubt – das Herstellungsdatum ausschlaggebend, sondern der Tag, an dem das Auto zugelassen wurde. Dritte Generation: Diese Fassung des Jaguar XJ wurde bis November 1992 gebaut. Foto: Jaguar Mit dem Phaeton fuhr VW im Jahr 2002 in die automobile Oberklasse. Foto: VOLKSWagen

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