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Seite 4 Lehrstellen Kurier Freitag, 27. Januar 2017 Mädchen werden Friseurin? Wie Rollenbilder prägen Von Tom Nebe Eine Kfz-Mechatronikerin und ein Zahnmedizinischer Fachangestellter haben etwas gemeinsam: Sie sind Minderheiten in ihrem Beruf. Denn es gibt sie noch, die typischen Männer- und Frauenberufe. Doch es deutet sich an, dass sich die beruflichen Stereotypen auflockern. HOMBURG. Ein Hamster spielte für die Berufswahl von Laura Kästner eine wichtige Rolle. Sie musste dafür sorgen, dass der Nager sein Futter findet. Stopp! Was ist nun der erste Gedanke beim Lesen? Vielleicht, dass Kästner Tierärztin geworden ist. Das würde ja passen: Mädchen kümmern sich doch gerne um Tiere. Oder? Doch Kästners Weg ging anders weiter. Die kleinen Nager, die das Mädchen in der neunten Klasse umsorgte, erinnerten kaum an echte Hamster. Es waren kleine Hamsterköpfe auf einem Bildschirm. Mit Programmierbefehlen musste Kästner sie durch ein Labyrinth zu ihren Futterkörnern führen. Hamstersimulator hieß das Programm, das Anfänger ins Programmieren einführte. Kästner war fasziniert, ihr Interesse geweckt. „Da stand für mich fest, dass ich in die technische Richtung gehen will.“ Heute ist die 21-Jährige im dritten Lehrjahr. Sie macht im Bosch- Werk Homburg eine Ausbildung zur Elektronikerin für Automatisierungstechnik. Was ist daran so ungewöhnlich? Eigentlich nicht viel. Andererseits doch eine Menge. Denn Kästner wird in ihrem Beruf in der Minderheit sein. Sie ist die einzige Frau in ihrem Lehrjahr. Auch in der Berufsschule sitzen neben ihr nur Männer im Klassenraum. Das ist nicht nur in Homburg oder dem Saarland so. Von mehr als 6500 Auszubildenden in diesem Beruf waren 2015 nur knapp 600 weiblich. Das sind etwa 9 Prozent. In anderen Berufen ist das Bild noch eindeutiger. Angehende Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind zu 99 Prozent Männer. Das bedeutet: Auf hundert Mechaniker- Azubis kommt eine weibliche Auszubildende. Eine Kfz- Mechatronikerin steht jeweils 25 Kfz-Mechatronikern gegenüber (4 Prozent Anteil). Viele technische Berufe sind männlich dominiert. Typische Frauenberufe finden sich dagegen eher im Dienstleistungs- und Handelsbereich. Friseur gehört dazu (87 Prozent weibliche Azubis). Bei Zahnmedizinischen und Medizinischen Fachangestellten ist fast jede Auszubildende weiblich. Hier sind männliche Lehrlinge in der deutlichen Minderheit. Das Thema hat sich gewandelt. Junge Leute machen sich darüber kaum mehr Gedanken. Azubi Laura Kästner Von Männer- oder Frauenberufen ist die Rede, wenn ein Beruf zu mindestens 80 Prozent von Männern oder Frauen ergriffen wird. Fachleute hören die Begriffe aber nur ungern. „Die sind leider geläufig, aber eigentlich total veraltet“, sagt Angelika Puhlmann vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). „Sie suggerieren, dass die Geschlechter ein natürliches Kennzeichen dieser Berufe sind.“ Beim BIBB formuliert man deshalb lieber anders: Berufe sind hier „mehrheitlich von Frauen oder Männern besetzt“. Die Gründe für die klaren Unterschiede haben viel mit Image und tradierten Vorstellungen zu tun: in Betrieben, in der Familie, zum Teil auch in Schulen. Auch im Umfeld und der Familie können junge Menschen viele Vorbehalte zu hören bekommen, wenn sie eine Ausbildung wählen, die nicht gängigen Vorstellungen entspricht. Am Ende machen sie dann einen Rückzieher. Oder eine Ausbildung landet gar nicht erst als Möglichkeit auf ihrem Radar. Ihre Eltern waren überrascht, dass sie beruflich an Maschinen schrauben und programmieren will, erzählt Laura Kästner. Doch danach unterstützten sie ihre Tochter. Dass sie das einzige Mädchen in ihrem Lehrjahr ist, verwundert sie. Vielleicht, so mutmaßt sie, denken Mädchen, dass ihr Beruf nur etwas für Nerds sei, die zu Hause schon immer am Rechner saßen. „Aber man lernt ja alles neu und braucht keine Vorkenntnisse.“ Männerberuf? Frauenberuf? Wer Interesse an einem Beruf hat, sollte sich von solchen Schubladen nicht irritieren lassen. Ausprobieren heißt stattdessen die Devise. Ein Praktikum zeigt, was der Beruf bereithält: inhaltlich, aber auch persönlich. Wer einen Betrieb ins Auge fasst, kann dortige Azubis ein bisschen ausquetschen. Damit kann man das Klima im Unternehmen checken. Experten raten dazu, auch eine Potenzialanalyse bei der Arbeitsagentur zu machen. So erfährt man von Die Auszubildende Laura Kästner lernt auch, wie Roboter programmiert und bedient werden. FOTO: BOSCH Berufen, an die man vorher noch nie gedacht hat. Vielleicht ist auch etwas Gelassenheit angebracht. „Man kann nicht erwarten, dass immer alle Berufe gleichermaßen von Männern und Frauen angestrebt werden“, sagt Puhlmann vom BIBB. Doch unabhängig davon sei es wichtig, dass die Voraussetzungen für alle gleich sind. Einen dummen Kommentar wegen ihrer Berufswahl habe sie in mehr als zwei Jahren nicht einmal bekommen, versichert Laura Kästner. „Das Thema hat sich gewandelt“, glaubt sie. „Junge Leute machen sich darüber kaum mehr Gedanken.“ Auch Angelika Puhlmann nimmt einen Wandel wahr. Sie stützt sich auf die Statistik. Es wachse der Mischbereich. Das sind die Berufe, in denen der Anteil von Männern und Frauen nahezu gleich ist. „Man sollte nicht nur die Extreme ins Rampenlicht setzen, sondern auch das sehen.“ Anzeige NBS NBN PZ TZ AZ AZD HZ PAZ DZ MZ MST MSM SZS

Freitag, 27. Januar 2017 Lehrstellen Kurier Seite 5 Praktikum als Realitätstest für den Traumjob Von Bettina Levecke Zwei Wochen Berufsluft schnuppern – irgendwann steht ab der achten Klasse zum ersten Mal ein Praktikum an. Und das ist mehr als nur eine willkommene Abwechslung. BURGWEDEL. Raum für Späße bietet die Planung des ersten Praktikums genug: Jungen scherzen mit einer Bewerbung beim Porsche-Händler, Mädchen schwärmen von zwei Schminkwochen bei der Kosmetikerin. „Solche Praktika machen sicher Laune, bringen aber bei der Berufswahlfrage nicht wirklich weiter“, sagt Karin Weyler, Berufs-Coach aus Burgwedel. Mit einem Praktikum sammeln Jugendliche erste Eindrücke von der Berufswelt – und können eigene Vorstellungen überprüfen: „Viele Jugendliche haben von ihrem Anpacken auf dem Bau – im Praktikum kann man das ausprobieren. FOTO: © GINA SANDERS - FOTOLIA.COM vermeintlichen Traumjob Bilder im Kopf, die nicht immer der Realität entsprechen“, sagt Beate Jacobsen vom Bildungsbüro Ludwigsburg. In einem Praktikum können Schüler unter echten Bedingungen sehen, was der Beruf erfordere. Und zwar im Positiven wie auch im Negativen: Manche Schüler merkten schon im ersten Praktikum, dass ihr vermeintlicher Traumjob eigentlich doch nicht ihr Ding ist, andere sind hellauf begeistert und bestärkt in ihrer Idee. Doch was tun, wenn man noch gar nicht weiß, was man werden will und machen möchte? Daniela Wölfert, Verantwortliche für die Berufsorientierung an der niedersächsischen Grundund Oberschule in Neuenkirchen, rät Schülern, sich inspirieren zu lassen. „Fragt bei Freunden und euren Eltern, welches Praktikum sie sich für euch vorstellen können“, sagt sie. Hilfreich kann auch ein Besuch bei der Berufsberatung oder ein Blick in die regionalen gelben Seiten sein. Beate Jacobsen hat für die Berufsorientierung das Internetportal „Wegweiser Beruf“ entwickelt: „Wir haben dort ganz viele Informationen und Videos zu einzelnen Berufen gebündelt und verlinkt, so dass Jugendliche sich einen Überblick verschaffen können.“ Denn: Unter vielen Berufsbezeichnungen können sich Mädchen und Jungen gar nichts vorstellen. Doch auch wenn die Praktikumswahl kein Erfolg war, sei die gesammelte Erfahrung nicht vergebens: „Dann weiß man wenigstens schon mal, was man nicht werden möchte und welche beruflichen Anforderungen nicht dem eigenen Profil entsprechen“, sagt Wölfert. Durch diesen Negativausschluss können Jugendliche dann für das nächste Praktikum neu und gezielter planen. Ein besonders positiver Nebeneffekt des Praktikums ist, dass viele Schüler die Schule danach mit ganz anderen Augen sehen: „Wir erleben oft, dass besonders bei Schülern, die in der Schule nicht die besten Noten haben und deshalb gefrustet sind, im Praktikum richtige Aha-Effekte einsetzen“, sagt Jacobsen. Vor allem durch praktische Tätigkeiten wie zum Beispiel im Handwerk würden die Schüler sich ihrer Stärken bewusst. Um den Wunsch-Praktikumsplatz zu bekommen, empfehlen alle Experten, sich möglichst frühzeitig zu kümmern. „In der Regel sind die Praktikatermine schon ein Jahr im Voraus bekannt“, sagt Wölfert. Dann gelte es, sich mit einer Bewerbungsmappe vorzustellen, am besten persönlich. Anzeige NBS NBN PZ TZ AZ AZD HZ PAZ DZ MZ MST MSM SZS

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