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SEITE 4 FREITAG, 25. JUNI 2021 Praxistest Bewerbungsaufgaben: Was Chefs erwarten Lebenslauf und Zeugnisse reichen bei einer Bewerbung oft nicht mehr aus. Mit Testaufgaben wollen Firmen sich einen Eindruck von Bewerberinnen und Bewerbern verschaffen. Wie kann man glänzen? Von Victoria Vosseberg Was sind typische Aufgabenstellungen? Bewerbungsprozesse sind heute oft mehrstufige Verfahren. Nicht alle Unternehmen kündigen eine Bewerbungsaufgabe als Teil des Auswahlprozesses bereits in der Stellenausschreibung an. Oft erfährt der Bewerber oder die Bewerberin davon in einem kurzen telefonischen Erstgespräch oder in der Einladung zum Bewerbungsgespräch. „Manchmal ist dort die Rede von einem Bewerber- Tag, Matching Day oder Assessment-Center, wohinter sich dann eine Reihe von Übungen und Gesprächen verbergen“, sagt der Management-Trainer Johannes Stärk, der sich auf die Vorbereitung von Kandidaten für Assessment-Center spezialisiert hat. Typische Aufgaben sind die Erarbeitung von Konzepten oder die Untersuchung von Fallstudien in einem stellenrelevanten Themenbereich, die der Bewerber dann in einer Präsentation vorstellt. Aber auch die Simulation eines Verkaufs- oder Mitarbeitergesprächs kann gefordert sein. „Manchmal prüfen Firmen auch ganz konkrete Fähigkeiten ab, Übersetzer müssen etwa einen Beispieltext in einer vorgegebenen Zeitspanne bearbeiten oder Informatiker einen Quellcode analysieren“, erklärt Katharina Hain vom Personaldienstleister Hays. Wie bereite ich mich als Bewerber darauf vor? Sowohl Personalerin Hain als auch Coach Stärk empfehlen Bewerbern, sich bei der Vorbereitung in die Rolle des Arbeitgebers zu versetzen und sich zu fragen: Was würde ich von jemandem wissen wollen, der sich auf diese Stelle bewirbt und wie würde ich seine Kompetenzen prüfen? Das kann helfen, zu verstehen, worum es bei der Aufgabe wirklich geht. Ansonsten gilt es, die Aufgabenstellung ganz genau zu lesen. „Oft neigen wir dazu, zu glauben, möglichst viel Information zu liefern, lasse uns besonders kompetent wirken, doch eigentlich geht es darum, zu selektieren, was wirklich relevant ist und das Wesentliche herauszuarbeiten“, erklärt Katharina Hain. Ist die Aufgabenstellung dennoch unklar, empfiehlt sie, ruhig beim Unternehmen nachzuhaken. Auch die Erfahrungsberichte anderer Bewerber in Onlineportalen wie Glassdoor oder Kununu zu prüfen, ist oft aufschlussreich. Was muss man bei der Bearbeitung und Präsentation beachten? Besonders wichtig bei der Bearbeitung der Aufgabe sei es, das gegebene Zeitlimit zu beachten, so Recruiting-Expertin Katharina Hain. Denn neben inhaltlicher Kompetenz prüfen Firmen auch die Fähigkeit zum Zeit-Management ab. Ebenso wichtig ist die ansprechende Präsentation der Ergebnisse. Hier sollten Bewerber vorab klären, welche medialen Möglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen und flexibel bleiben, empfiehlt Johannes Stärk. Manchmal ist eine einfache Gliederung auf einem Flipchart ausreichend, manchmal ist eine vollständige Powerpoint- Präsentation gefragt. Sollte ich meinen eigenen Laptop und eigene Technik mitbringen? Die meisten Firmen sind technisch ausgestattet. „Doch ich würde sicherheitshalber auch einen eigenen Laptop zum Gespräch vor Ort mitnehmen“, rät Katharina Hain. „Obwohl es im Online-Zeitalter weniger wichtig wird, kann es je nach Unternehmen außerdem einen guten Eindruck machen, die Präsentation zusätzlich in gebundenen Mappen den Arbeitgebern zu überreichen und den Lebenslauf noch einmal dazuzulegen.“ Bei Online-Bewerbungsverfahren entfällt dies natürlich, obwohl es auch hier sinnvoll sein kann, die Präsentation vorab zuzuschicken. Was prüfen Firmen mit solchen Bewerbungsaufgaben eigentlich? Es geht bei Bewerbungsaufgaben weniger um die reine Fachkompetenz, denn diese wird im Idealfall aus Lebenslauf und Zeugnissen ersichtlich. Entscheidend sind vor allem Soft Skills: Also Teamfähigkeit, Führungskompetenz oder die analytische oder kreative Denkweise der Bewerberinnen und Bewerber. Habe ich denn überhaupt noch eine Chance, wenn ich die Aufgabe nicht richtig löse? „Es gibt bei diesen Aufgaben nicht unbedingt eine einzige richtige Antwort, denn mehr als das Ergebnis interessiert sich ein Arbeitgeber dafür, welchen Lösungsweg der Bewerber gefunden hat“, sagt Johannes Stärk. Für die Unternehmen wird zudem eine größere Vergleichbarkeit zwischen Bewerbern hergestellt, die oft sehr unterschiedliche Hintergründe haben, sagt Katharina Hain. „Die Kompetenzen rücken so mehr in den Vordergrund als die rein persönliche Ebene, was gerade bei betriebsinternen Bewerbungen, wo Kollegen einander oft schon kennen, sehr hilfreich sein kann.“ Auf der anderen Seite habe auch der Bewerber die Möglichkeit, zu sehen, ob die Anforderungen der Stelle wirklich seinen Erwartungen entsprechen. Auf den Punkt gebracht: Mit praktischen Bewerbungsaufgaben wollen Arbeitgeber auch das Zeitmanagement der Bewerberinnen und Bewerber prüfen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert Fakt oder Mythos: Tab Von Elena Zelle Vor Bewerbungsgesprächen sind die meisten ohnehin nervös. Das wird noch schlimmer, wenn man versucht, alle Ratschläge zum Thema zu beherzigen. Nicht jedes Tabu ist wirklich eins. Freiburg/Osnabrück. Bloß nicht zu spät kommen. Nicht schlecht über den alten Arbeitgeber reden und ja keine Nervosität zeigen. Nicht die Arme verschränken und nicht zur Seite schauen. Die Liste an vermeintlichen Tabus für Bewerbungsgespräche ist lang. Versucht man alle Tipps zu beherzigen, weiß man gar nicht mehr, wie man sich richtig verhalten soll. Sich unsichtbar machen ist auf jeden Fall keine Option. Experten erklären, worauf es tatsächlich ankommt im Gespräch. Verschlossene Körpersprache: Glaubt man vielen Ratgebern zu Bewerbungsgesprächen, so legen Personalfachkräfte Wert auf die „richtige“ Körpersprache. Nicht die Arme verschränken, nicht auf den Boden schauen, oder war es nicht zur Seite? Uwe Kanning, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Osnabrück, sagt: „Es ist zwar ein Fünkchen Wahrheit dran, dass die Körpersprache die Persönlichkeit widerspiegelt. Aber das als Basis zu nehmen, um Menschen im Einstellungsinterview zu beurteilen, davon kann aus Sicht der Psychologie nur abgeraten werden.“ Dennoch ergab eine Umfrage von Kanning unter gut 200 Unternehmen, dass bei 70 Prozent Körpersprache-Beobachtungen in die Entscheidung einfließen. Die Coachin und Etikette- Expertin Elisabeth Bonneau rät jedoch dazu, sich nicht Gesten für ein Bewerbungsgespräch an- oder abzutrainieren: „Das wirkt immer künstlich und der Personaler bekommt das Gefühl, der Bewerber verstellt sich.“ Und wer seine Körpersprache prüfen möchte, sollte das auch nicht vor dem Spiegel tun: „Man korrigiert sich ständig und kommt nicht weiter.“ Besser sei es, eine Kame-

SEITE 5 Damit das erste Gehalt keine Enttäuschung wird us im Bewerbungsgespräch ra aufzustellen oder Freunde um ein ehrliches Feedback zu bitten. Nervosität zeigen: Kandidatinnen und Kandidaten wird oft nahegelegt, im Gespräch möglichst Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Leichter gesagt als getan und letztlich nicht unbedingt entscheidend, sagt Kanning: „Vor einem Bewerbungsinterview nervös zu sein, ist nachvollziehbar.“ Entscheidend sei, wie aufgeregt jemand ist und auf welche Stelle er sich bewirbt. „Wenn ein angehender Azubi mit zitternder Stimme und roten Flecken im Gespräch sitzt, ist das gar nicht schlimm, da wäre ich großzügig“, sagt Kanning. „Jemand, der eine hohe Führungs- oder Sprecherposition bekleiden will, der muss souveräner auftreten.“ Unvorbereitet sein: Ahnungslos ins Bewerbungsgespräch zu spazieren, das geht tatsächlich gar nicht. 91 Prozent der in Uwe Kannings Studie befragten Nicht selten lassen Personalfachkräfte die Körpersprache mit in ihre Bewertung einfließen. Foto: Christin Klose Foto: Elnur - stock.adobe.com 200 Unternehmen wollen zum Beispiel Gründe für die Bewerbung hören, fast 70 Prozent testen Wissen über das Unternehmen. „Das sollte man vorbereiten“, sagt der Wirtschaftspsychologe. Gleiches gelte für Fragen nach den eigenen Stärken und Schwächen. Schlecht über den Ex-Arbeitgeber reden: Häufig wird auch thematisiert, warum man den Job wechseln möchte. Wer dabei schlecht über den alten Arbeitgeber spricht, verschafft sich selten einen Vorteil. „Das ist tatsächlich ein Tabu“, sagt Elisabeth Bonneau. Unaufmerksam sein: Beide Experten legen Bewerbern ans Herz, sich auch mit ihrem passiven Part im Gespräch genauer zu beschäftigen: dem Zuhören. Sein Gegenüber anschauen, lächeln, nicken: Das kommt gut an und kann laut Kanning entscheidend sein: „Die Entscheidung hängt nicht zuletzt davon ab, wie der Interviewer sich mit dem Bewerber fühlt.“ Von Sabine Meuter Wer sich auf seine erste Stelle bewirbt, ist kein Bittsteller. Bewerberinnen und Bewerber haben etwas zu bieten, und können dafür auch etwas einfordern. Wie ein angemessenes Gehalt herausspringt. Wiesbaden. Aller Anfang ist schwer. Auch im Berufsalltag. Der erste Job steht an, jetzt geht’s ums erste selbst verdiente Geld. Doch wer nach der Ausbildung auf der Suche nach einer Stelle ist, tut sich oft schwer damit, das Thema Gehalt im Bewerbungsgespräch selbstbewusst anzugehen. „Das liegt daran, dass in den Schulen das Thema Geld und der Umgang damit einfach zu kurz kommen“, sagt Johannes Wilbert, Leiter des Instituts zur Berufswahl. Weil sie sich in Sachen Finanzen oft zu wenig auskennen, falle es jungen Leuten mitunter nicht leicht, mit einem Arbeitgeber über Geld zu reden und die eigenen Vorstellungen dazu offensiv zu vertreten. Aber: Niemand will und sollte sich mit seinem Wissen und seinen Kompetenzen unter Wert verkaufen. Daher gilt auch für Berufsanfänger, keine Scheu zu zeigen und von vornherein in die Offensive zu gehen. Mit den Bewerbungsunterlagen fängt es an: „Bereits dort sollte man klar herausarbeiten, welchen Mehrwert man zu bieten hat, um später eine gute Basis für Gehaltsverhandlungen zu haben“, rät Wilbert. Praktische Erfahrungen und Erfolge gilt es zu benennen. Nichtssagende Floskeln haben in Bewerbungsunterlagen dagegen nichts zu suchen. Statt «ich bin teamfähig» ist es etwa besser zu schreiben „durch mein regelmäßiges Training in der Volleyball-Mannschaft habe ich gelernt, teamfähig zu sein“. Kommt es zum Vorstellungsgespräch, gilt es, sich im Vorfeld gut vorzubereiten. Das heißt, sich nicht nur über den potenziellen Arbeitgeber gut informieren, sondern auch darüber, welche Gehälter in der Branche üblich sind. „Im Internet gibt es Jobbörsen, die genau diese Infos liefern“, erklärt Ute Bölke, Karriere-Coach in Wiesbaden. Bietet ein potenzieller Arbeitgeber einen Verdienst unter dem branchenüblichen Niveau, sollte eine Bewerberin oder ein Bewerber das zur Sprache bringen – und sich gegebenenfalls nicht darauf einlassen. Klar muss aber auch sein: Wer in den öffentlichen Dienst will oder eine Trainee- Stelle haben möchte, hat zumeist keinen Verhandlungsspielraum, weil der Verdienst festgelegt ist. Laut Wilbert sind etwa 45 Prozent aller Unternehmen an Tarifverträge gebunden. Das heißt aber auch: 55 Prozent sind es nicht. Es lohnt sich daher, sich über die Konditionen bei einem potenziellen Arbeitgeber genau kundig zu machen. Das geht etwa über die Webseite des jeweiligen Unternehmens oder über Bewertungsportale. Denn in Sachen Verdienst kommt es nicht allein auf das Fixgehalt an. „Möglicherweise gibt es ja zusätzlich noch attraktive Extras wie beispielsweise einen Essenszuschuss, ein Jobticket oder etwa vermögenswirksame Leistungen“, sagt Bölke. Auch ein Firmenwagen oder eine firmeneigene Weiterbildungsakademie sind denkbare Benefits. Wichtig ist vor allem, nicht als Bittsteller aufzutreten, der einen Job möchte. Institutsleiter Johannes Wilbert Wer gut informiert ins Bewerbungsgespräch geht, ist in jedem Fall in einer guten Startposition. „Wichtig ist dabei vor allem, nicht als Bittsteller aufzutreten, der oder die einen Job möchte“, betont Wilbert. Die andere Seite möchte schließlich auch etwas von einem. Man sollte sich auf Augenhöhe mit dem Arbeitgeber fühlen und die eigene Position vertreten: „Ich bringe folgende Fähigkeiten und Kompetenzen mit, folgenden Mehrwert biete ich, was bekomme ich dafür?“ Macht der Arbeitgeber ein bestimmtes Angebot, das dem Bewerber zu niedrig erscheint, könnte laut Wilbert der Bewerber etwa sinngemäß fragen: „Inwiefern sind Sie hier noch zu Kompromissen bereit?“ Ebenfalls wichtig beim Reden übers Geld: Gute Gründe vorbringen können, warum man etwa mehr als vom Arbeitgeber vorgeschlagen verdienen möchte. Und: „Bitte nicht giftig werden, immer freundlich bleiben“, empfiehlt Bölke. Ihr Tipp: Solche Verhandlungen mit Freunden üben – einer ist der Arbeitgeber, man selbst der Bewerber oder die Bewerberin. „Mit dem Üben kommt mit der Zeit auch eine gewisse Sicherheit in Bewerbungssituationen“, so Bölke. Es kann durchaus nützlich sein, im Vorstellungsgespräch zu erwähnen, dass man noch andere Bewerbungsverfahren am Laufen hat. „Damit signalisiert man, dass man nicht zu jeden Konditionen bereit ist, den Job anzutreten“, so Wilbert. Die Kunst liegt am Ende darin, weder zu hoch zu pokern, noch zu tiefzustapeln. „Es kommt auf einen guten Mittelweg an“, sagt Bölke. Aus Erleichterung, überhaupt einen Job gefunden zu haben, lässt man sich gerade als Berufseinsteiger gerne Mal mit wohlwollenden Worten abspeisen. Etwa, wenn ein Arbeitgeber zur Gehaltsforderung sinngemäß sagt: „Jetzt beweisen Sie sich doch erst einmal!“ In einem solchen Fall sollte der Bewerber oder die Bewerberin aber gegenhalten und gezielt nachfragen, wie denn der „Lernentwicklungsplan“ aussieht, rät Wilbert. Kommt es dann zu der Vereinbarung, dass man etwa nach drei Monaten noch einmal über das Thema Geld redet, dann sollte der Bewerber sich dies unbedingt schriftlich geben lassen. „Sonst läuft er Gefahr, dass der Arbeitgeber davon später nichts mehr wissen will“, so Wilbert. Was auch passieren kann: Jemand tritt eine Stelle an und merkt erst zu einem späteren Zeitpunkt, dass er in Sachen Gehalt viel zu niedrig eingestiegen ist. Und nun? „In jedem Fall das Gespräch mit dem Chef darüber suchen“, empfiehlt Wilbert. Damit zeigen Beschäftigte auch eine gewisse Loyalität, weil sie sich eben nicht an den Betriebsrat oder die Gewerkschaft, sondern unmittelbar an die Führungskraft wendet. Und auch hier gilt: „Keinesfalls demütig bitten, sondern selbstbewusst auftreten“, sagt Bölke. Und dabei gut begründet darlegen, warum das Gehalt, mit dem man eingestiegen ist, ganz einfach das ist: unangemessen. Am besten recherchieren Berufseinsteiger schon vorab im Netz, wie branchenübliche Gehälter aussehen. Foto: Christin Klose

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