SEITE 16 FREITAG, 15. JUNI 2018 Den sommer aktiv genieSSen Wo der Amazonas des Nordens lockt Mit einer Handvoll Kanus begann der große Traum von Carsten Enke. Dieser heißt in seinem Fall „Abenteuer-Flusslandschaft“. Da ist der Name Programm. Von Sophia Brandt Anklam. Eine von Malerarbeiten verschmierte blaue Latzhose, ein fleckiges beigefarbenes Shirt und bequeme Schuhe mit weißen Tupfern – so sieht ein Kanuverleiher eher selten aus. „Wir haben enorm viel Arbeit im Hintergrund“, gibt Bootsverleiher Carsten Enke eine Erklärung für sein Outfit. Seit fast Anzeige Eine zwanzig Jahren betreibt er gemeinsam mit seiner Frau Antje Enke die „Abenteuer Flusslandschaft“ in Anklam. Neben einem Kanuverleih gibt es hier auch Solar- und Hausboote sowie Bootstouren durch das Peenetal. „Momentan haben wir viel mit dem Fluss-Café zu tun“, erklärt der 51-Jährige. 2001 verwirklichten die Enkes ihren Traum von einem Bootsverleih. Mit sechs Booten ging es los. Mittlerweile sind es über 80. „Der Bedarf hat sich so entwickelt“, sagt Enke. Heutzutage sei der Bootsverleih fest in den Tourismus in und um Anklam integriert und das Unternehmen habe sich stabilisiert. Der gelernte Bootsbauer ist aber kaum noch auf dem Wasser unterwegs. Vielmehr arbeitet er daran, in der Werft die Wünsche der Carsten Enke (rechts) begrüßt Besucher, die am Steg angelegt haben. Gäste wahr werden zu lassen. „Einige wollten auf dem Wasser schlafen, also haben wir angefangen, Hausboote zu Unzufrieden mit dem Hörgerät? Dr. Roland Timmel Hörgeräte-Anschaffung ist insbe- sonderebeiErstversor- gungen schwierig, weil Hörgeräte-Modelle - es sehr viele verschiedene gibt, - der Kunde als Laie überhaupt nicht einschätzen kann, welche der Produkteigenschaften nun wirklich wichtig für ihn sind, -Werbung meist suggeriert, daß mit dem Erwerb „alles wieder gut“ wird Foto: privat -die damit verbundene Arbeit des Akustikers, d.h. der Zeitaufwand (Termine!) aber auch - die nötige Mitarbeit des Kunden und möglichst auch die Hilfe der ebenfalls betroffenen Mitmenschen (Familie) völlig unterschätzt wird usw. Da die meisten der überwiegend älteren Betroffenen und ihre Angehörigen keine Erfahrungen mit diesem Thema haben, können auch leicht unrealistische Erwartungen zu Enttäuschung Insbesondere, die führen. wenn Schwerhörigkeit schon längere Zeit (mitunter Jahre!) besteht, bevor Hörgeräte angeschafft werden, sind diese oft auch schwer gewöhnungsbedürftig. Diese Anfangsschwierigkeiten können zwar mit teurerer Technik gegenüber den Nulltarifgeräten verringert werden, lassen sich aber nicht gänzlich vermeiden. Da muß der Betroffene durch. Wer aufgibt, der tut sich überhaupt keinen Gefallen, denn die soziale Isolation ist nicht nur unerfreulich sondern verstärkt auch das Risiko dement zu werden erheblich. Grundsätzlich verkaufen Akustiker nur nach gründlicher, umfassender Beratung. Aber aufgrund von z.B. Eitelkeit, Fehleinschätzungen, Zeitnot usw. kommt es schon auch einmal vor, daß nach einiger Zeit festgestellt werden muß, daß der Erwerb nicht optimal war.Frust ist verständlich, aber Resignation des Betroffenen oder der Familie sollten vermieden werden. Deshalb mein Tipp - kommen Sie zur Beratung! Warten Sie nicht. Das löst keine Probleme. Wir analysieren die Situation. In vielen Fällen kann mit einer mechanischen Nacharbeit, optimierter oder einem besseren Labor-Ohrstück Programmierung eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Diese Analyse und Beratung machen wir nicht nur im Rahmen der Nachsorge für unsere Kunden kostenfrei. Egal, wo Sie Ihre Hörgeräte gekauft haben, sollten Sie dieses Angebot nutzen, wenn Sie Bedarf haben. Rufen Sie an: 03981/203237 für Neustrelitz oder Herzlichst Ihr 03991/667077 für Waren/Müritz. -Anzeige- Dr.-Ing. Roland Timmel bauen“, so Enke. Das ist auch der Grund, warum der Unternehmer Latzhose trägt. Die Gäste haben viel Einfluss auf die Entwicklung der „Abenteuer Flusslandschaft“. Auch die Idee, Touren mit Führung über die Peene anzubieten, entstand durch eine Besucherin, die ihr altes Elternhaus finden wollte und deswegen Carsten Enke um Hilfe bat. Er habe die Frau dann mit einem Boot zu dem Ort ihrer Erinnerung gebracht. „Wir haben das Haus aber nicht mehr gefunden, nur den alten Birnbaum, der davor stand“, erklärt Enke. Das sei der Startschuss für die geführten Touren gewesen. Wackelige Angelegenheit mit dem Kanu Auf die Frage nach besonderen Erlebnissen antwortet Carsten Enke: „Da gibt es so einige putzige Geschichten.“ Und erzählt von einem Ausflug mit dem Mannschaftskanadier vor fünf Jahren. Ein Mannschaftskanadier ist ein offenes, großes Kanu für sieben bis zehn Personen. In diesem wollte Carsten Enke eine Schulklasse über die Peene führen. Die Jungen aus der Klasse hatten ihren Spaß daran, die Mädchen zu ärgern. Diese saßen alle auf einer Seite des Kanus und ließen sich das nicht gefallen. Um sich möglichst weit von den Jungs wegzusetzen, rutschten sie an den Rand des Kanus und verlagerten damit das gesamte Gewicht auf ihre Seite. Da passierte es: Das Kanu kippte einfach um. „Ich bin bis dahin nie ins Wasser gefallen, aber gegen die halbe Tonne Frauenpower konnte ich nichts machen“, sagt Carsten Enke und lacht. Eigentlich bevorzugt der Bootsbauer lieber ruhige Momente in der Natur. Daher steht das Haus der Familie Enke auch direkt am Wasser. Carsten Enke findet es Fotos (2): sophia brandt vor allem schön, wenn er die Vögel singen hört, während er mit seinem Holzkanu über die Peene fährt. „Momentan hört man hier vor allem den Sprosser und die Rohrdommel“, sagt er. Aber auch die Biber aus der Umgebung höre er sehr oft, wenn sie seine Hecke am Grundstück plündern. „Das ist ein Lärm in der Nacht, das glaubst du gar nicht.“ Die Peene als Zentrum der Stadt Anklam nutzen Was Carsten Enke an seiner Umgebung eher stört als Biber jedoch die „Industrieromantik“ am Wasser. Es sei immer laut und sehe auch nicht toll aus. „Die Stadt liegt so schön und das sollten wir uns wieder vor Augen halten“, sagt er. Er möchte den Menschen die Natur nahe bringen. Durch besseres technisches Equipment möchte er damit noch mehr Leute ansprechen. „Ein Solarboot ist zum Beispiel eine tolle Möglichkeit, um ruhig über das Wasser zu fahren und die Landschaft zu genießen“, erklärt er. Carsten Enke hofft, dass sich das Flussufer auch in Zukunft weiter entwickelt und sich die Stadt im wirtschaftlichen Sinne auf den „Amazonas des Nordens“ fokussiert. „Damit legt man die Weichen für die Zukunft“, meint er. Anklam habe durch die Peene eine große Anziehungskraft und die Gäste der Stadt sollten diese erleben. Darum habe er damals auch den Kanuverleih aufgebaut. „Früher war hier gar nichts, wir waren die Ersten“, sagt Carsten Enke stolz. Mittlerweile gäbe es viele Pensionen, Hotels und andere Stationen entlang der Peene, die sich an den Routen ihrer Besucher orientieren. „Das greift alles ineinander.“ Kontakt zur Autorin s.brandt@nordkurier.de GUTSCHEIN FÜR HÖRGERÄTE-TEST Info-Telefon: Name Hörgeräte Dr. Timmel GUT HÖREN • DABEI SEIN 03981 203237 (NZ) 03991 667077 (WRN) Vorname Straße PLZ/Ort Telefon 17235 Neustrelitz Sassenstraße 5 17192 Waren/Müritz Kirchenstraße 2 Info: www.dr-timmel.de E-Mail: info@dr-timmel.de Für die Fotografin hat er sich extra umgezogen. Denn eigentlich läuft der Unternehmer inzwischen nur noch in Latzhose herum.
FREITAG, 15. JUNI 2018 SEITE 17 Den Sommer aktiv genieSSen Hoch hinaus als Seiltanz-Akrobat Nichts für Menschen mit Höhenangst, denn im Waldseilgarten ist Konzentration gefragt. Fotos (5): Ulrich Krieger Von Ulrich Krieger Wer nicht schwindelfrei ist, sollte von diesem Sport die Finger lassen. Immerhin geht es bis zu elf Meter in die Höhe. Doch auch die Angsthasen kommen beim Klettern auf ihre Kosten. GroSS Quassow. Es ist das Spiel der Farben, vom eher harmlosen Blau bis zum gefährlichen Schwarz. Es geht um die richtige Herangehensweise, die aus vermeintlichen Angsthasen Baumkönige macht. Der Waldseilgarten im Ferien- und Campingpark Havelberge bei Groß Quassow übt auf so manch angehenden Kletterer eine unglaubliche Faszination aus. Man möchte hoch hinaus. Aber besser ist es, klein anzufangen. Denn, wie so oft, gilt auch hier: Übung macht den Meister. Von den Farben Blau und Rot – den für Einsteiger in noch relativ geringer Höhe verlaufenden Wegen – bis hin zum anspruchsvollsten Parcours in der Kategorie Schwarz plus, wird für jeden etwas geboten. Von ebenerdig bis zu elf Meter hoch sind die Seile zwischen den Plattformen gespannt. Der Weg zwischen den Podesten scheint wegen zahlreicher Hindernisse unbezwingbar zu sein. Wie es funktioniert, zeigen die Mitarbeiter des Waldseilgartens. Siegfried Scheller leitet das Team. Seine beiden Trainer Michael Grzyb und Mohamed Al Sayed stehen ihm gleichberechtigt zur Seite. Einstiger Akrobat leitet Waldseilgarten Wer anderen etwas „vormachen“ will, muss selbst fit sein. Michael Grzyb fährt jeden Tag mit dem Fahrrad von Neustrelitz zu seiner Arbeitsstelle. Mohamed Al Sayed war Feuerwehrmann. Vor etwa zwei Jahren kam der Syrer nach Deutschland. Siegfried Scheller selbst ist seit 2008 im Waldseilgarten tätig. Er kommt aus einer artverwandten Branche. Der 62-Jährige war früher Luftakrobat im Zirkus. Zu DDR-Zeiten zog er mit „Aeros“ und „Probst“ durch die Lande. Während einer Gasttournee im Kaukasus wurde bei Siegfried Scheller die Leidenschaft für das Klettern geweckt. Er bestieg dort zum Beispiel den 5642 Meter hohen Berg Elbrus. Seinem neuen Hobby ging er fortan sehr oft im Elbsandsteingebirge in der sächsischen Schweiz nach. Nach der Wende 1989 erfüllte sich Siegfried Scheller einige Wünsche. Er flog nach Nepal und bestieg im Himalaya, wo er sich für drei Monate aufhielt, den 6189 Meter hohen „Island Peak“. Auch stand er auf dem Gipfel des „Chimborazo“, einem 6310-Meter-Berg in den Anden. Auf diesem Berg erinnert übrigens eine Gedenktafel an Alexander von Humboldt, der 1802 die erste Besteigung versuchte, aber nicht ganz an sein Ziel kam. Trotzdem war sein Aufstieg für weitere Bergsteiger ein Gewinn, beschrieb er doch erstmals die Auswirkungen der Höhenkrankheit auf den Menschen. Seine Erfahrungen aus der Kletterei bringt Siegfried Scheller nun in seine Arbeit im Waldseilgarten im Camping- und Ferienpark Havelberge ein. Trainer Michael Grzyb hilft beim Anlegen des Sicherheitssets. Clara Zanke aus Berlin ist schon eine erfahrene Kletterin. Kinder sind vom Klettern begeistert Als der Waldseilgarten seinerzeit startete, stellte sich schnell heraus, dass nur an die Erwachsenen gedacht wurde. Kamen ganze Familien, mussten die Kinder gelangweilt zusehen oder sie zogen gleich wieder von dannen. Jetzt gibt es allein für die kleinen Gäste vier verschiedene Möglichkeiten, zwischen den Bäumen zu klettern. Dieses Angebot wird sehr gern angenommen. Die fünfjährige Ella Gerschau aus Wolgast kommt zu dem Schluss: „Das Dingsda–Bumsda war schwer. Die Seilbahn aber, mit der ich mit lautem Knall fast an den Baum geprallt bin, war ganz toll. Ich hatte viel Spaß.“ Auch Alfred-Alexander Arndt aus Karith war begeistert von seinen Erlebnissen auf dem Kletterparcours. Der Sechsjährige sagte: „Ich bin schon mehrere Male geklettert. Einige Stellen waren ganz schön schwer. Stück für Stück und Halt für Halt habe ich mich vorangekämpft. Das war nach unserem Angeltag, wir haben von einem Floß aus zwei Hechte gefangen, wieder ein tolles Erlebnis.“ Es sind aber nicht nur die Radfahren in den Baumwipfeln – kein Problem. Kinder, die im Waldseilgarten prägende Erlebnisse hatten. Eine Frau glaubt, den Muskelkater schon zu spüren, obwohl sie den Parcours gerade erst verlassen hat. Plötzlich ertönt ein Notruf. Eine Frau kann nicht mehr und steht auf einer der hohen Plattformen. Kein Problem – Mohamed Al Sayed ist schnell bei der Hilfesuchenden, sichert sie und seilt sie vorsichtig ab bis auf festen Boden. „Meine Kräfte waren am Ende. Ich konnte nicht mehr weiter. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis“, sagt sie entschuldigend. Immer wieder haben die Betreiber des Waldseilgartens neue Ideen. Es darf nicht langweilig werden zwischen den Baumwipfeln und neue Elemente sollen das verhindern. Weitere Parcours sind im Entstehen, die wie die gesamte Anlage jährlich vom Die Kinder unterstützen sich beim Einhängen der Sicherungsleinen. TÜV Thüringen aufs Gründlichste untersucht werden. „Sicherheit steht bei uns an erster Stelle“, sagt Siegfried Scheller. Damit nehmen es gerade Jugendliche nicht immer so ernst und überschätzen sich oft. Die Mitarbeiter des Waldseilgartens haben aber ein Auge auf die jungen Leute. Beim Umsetzen von einer Sicherungstrosse zur nächsten muss zuerst ein Sicherungsseil ausgehakt und umgesetzt werden. Erst dann darf der zweite Haken gelöst werden. Alles andere wird nicht akzeptiert. „Wir glauben, dass die jungen Leute wegen ihrer Erlebnisse in der virtuellen Welt, in der einige viel unterwegs sind, sich und vor allem ihre körperlichen Fähigkeiten überschätzen. Das Wollen ist mit dem Können oft nicht vereinbar. Wir haben auch schon Kletterer zurückgeholt und ihnen gesagt, dass sie sich erst einmal selbst kennenlernen müssen und einen leichteren Parcours empfohlen,“ so Siegfried Scheller. Der weltoffene Mann und sein Fahrrad Nun ist die Saison im mecklenburgischen Waldseilgarten nicht ganzjährig. Was macht Siegfried Scheller also im Winter? Er schnappt sich sein 23 Jahre altes Fahrrad und beradelt die Welt. Im vergangenen Winter fuhr er so drei Monate lang durch Sri Lanka, Myanmar und Thailand. „Da sind so an die 3500 Kilometer zusammengekommen. Übernachtet habe ich in Tempeln, kleinen Gasthäusern oder, wenn es sich ergab, auch privat. Vorher organisiere ich gar nichts, buche nur den Flug. Ich entscheide vor Ort, wann es wo hingeht. Kontakte zur Bevölkerung, dass wirkliche Leben kennenlernen und die schönsten Orte der Welt entdecken – das ist mir wichtig“, betont der Waldseilgartenchef.
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