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FREITAG, 4. MAI 2018

FREITAG, 4. MAI 2018 SEITE 17 leser öffnen ihre garage Elvis und der Donnervogel In Amerika war schon immer alles etwas größer: die Autos, die Highways, der Benzindurst. Auch viele großartige Sänger wie der unvergessene King of Rock ’n’ Roll, Elvis Presley, stammen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wir haben in Neubrandenburg einen ganz besonderen „Monarchisten“ mit seinem nicht weniger besonderen „Ami-Schlitten“ getroffen. Von Konrad Wegener Neubrandenburg. Der Ford Thunderbird („Donnervogel“) ist eine amerikanische Autolegende. Kaum ein anderes Auto verkörpert besser den American Way Of Drive: blitzender Chrom, verschwenderisch viel Platz, blubbernder Achtzylinder, obszöne Trinksitten und ausschweifende Formen zum Niederknien. Von 1955 bis 1997 und dann noch einmal von 2002 bis 2005 wurde die rollende Ikone produziert. Dann war nach elf Generationen und mehr als drei Millionen produzierten Fahrzeugen Schluss. Elvis Presley ist auch eine amerikanische Legende. Der „King of Rock ’n’ Roll“ starb 1977 und ist mit mehr als einer Milliarde (!) verkaufte Platten der vermutlich erfolgreichste Solokünstler auf der ganzen Welt. Niemand hat die Rock- und Popkultur des 20. Jahrhunderts nachdrücklicher geprägt als er. Seine Stimme war ebenso legendär wie sein Hüftschwung. Und der King war autoverrückt. Königliche Lieblingsmarke war Cadillac. Und es geht die Legende, dass er eines Tages 14 Autos bei seinem Händler kaufte: für sich, für seine Freunde und für eine nette Frau, die er zufällig im Showroom traf … Als Autonarr kam Elvis natürlich am Thunderbird nicht vorbei. Ein 62er-Exemplar nannte er sein Eigen. Nun, Jahrzehnte später, treffen König und Donnervogel noch einmal aufeinander. Jedenfalls fast. Jonny Henning ist Neubrandenburger und bekam vor 35 Jahren den ersten Kontakt zu Elvis. Er fand eine Musikkassette seines Vaters – für Spätgeborene: Vor Spotify, MP3 und CD wurde die Musik auf Magnetbandspulen in einer Plastehülle gespeichert – und war fasziniert. Diese Faszination hat den 41-Jährigen bis heute nicht losgelassen. Er sammelte fortan alles, was er über den King in die Finger bekam. Das war in der DDR noch nicht allzu viel. Doch als die Mauer fiel, gab es kein Halten mehr. Zugute kam dem Elvis-Fan, dass er über eine chorgestählte Stimme verfügte. Und so waren immer öfter Presley- Hits zu hören, wo Jonny auftauchte. Irgendwann auch in der richtigen Umgebung: Im Nebenjob arbeitete er als Türsteher vor Clubs und Diskotheken – der Mann ist ein Baum von einem Kerl. Und immer mehr Menschen wurden auf die Stimmgewalt des Hobbysängers aufmerksam. „Man nannte mich irgendwann schon den ‚singenden Ab durch die Mitte: So sieht man Jonny Henning jetzt des öfteren durch die Stadt cruisen. Ikonen unter sich: Müther-Bau Stadthalle (1969), Ford-Auto Thunderbird (1971), Elvis-Fan Jonny Henning (1977) mit Freundin Steffi. Mit Leib und Seele: Wenn Jonny Henning Lieder von Elvis singt, ist er ganz in seinem Element. Fotos (6): KoNRAD Wegener Türsteher‘“, sagt Jonny Henning grinsend. Ab 2011 folgten erste Bühnenauftritte. Und nein, es wurde weder ein Glitzerkostüm angeschafft noch eine Perücke mit Schmalztolle. Jonny wollte sein Ideal nicht billig imitieren, sondern respektvoll mit seiner Musik würdigen. „Ich selbst sehe mich nicht als Imitator, davon gibt es genügend. Mein Anliegen ist es, die Erinnerung an den King aufrechtzuerhalten und seine Musik mit anderen Menschen zu teilen. Das tue ich auf meine ganz eigene Weise.“ Seine Auftritte kann man nicht nur persönlich buchen und besuchen, sei es beim European Elvis Festival in Bad Nauheim oder beim Feinschmecker- Event „Burmé“ auf der Burg Penzlin. Regelmäßig gibt der Tribute-Artist darüber hinaus kleine „Wohnzimmerkonzerte“, die er live in den sozialen Medien streamt. Etwa 200 Songs hat er in seinem Repertoire. „Durch das ständige Üben merke ich, dass ich besser werde und mich auch an Songs wagen kann, die ich früher nicht singen konnte.“ Immerhin hatte der „King“ einen gewaltigen Stimmumfang von drei Oktaven. Grüner Jungstraum cruist durch Neubrandenburg Nun kann man sich Jonny Henning zwar in einem „normalen“ Auto vorstellen, aber für den stilechten Auftritt ist ein Ami-Schlitten natürlich passender. So dachte wohl auch der 41-Jährige und begab sich auf die Suche. Als er dann den 47 Jahre alten grünen Ford Thunderbird im Internet entdeckte, war es um den Mann geschehen: „Als ich diesen Hintern gesehen habe, war ich gleich verliebt …“ Der „Hintern“ ist ein über das gesamte Fahrzeugheck laufendes Leuchtenband, das vor allem im Dunkeln Eindruck schindet. Auch der Rest dieses Fahrzeugs beeindruckt: 7 Liter – nein, nicht Verbrauch, Hubraum – 5,40 Meter Länge, 2,10 Meter Breite, Leergewicht um die 2,2 Tonnen … Vinyldach, sechs Sitzplätze, Dreigangautomatik. Die Zulassung des US-Boliden war ein eigenes Abenteuer, doch nun ist endlich alles gut. Seit Kurzem fährt der grüne Jungstraum auf Neubrandenburgs Straßen umher. Und Jonny Henning kann endlich in stilechter Umgebung die wunderbaren Songs des Kings singen, während er zu seinem neuen besten Freund cruist: dem Tankwart. Schnauze: Formen zum Niederknien, vorn wie hinten. Stolz: Für den Ford-Konzern war der Donnervogel ein Volltreffer. Sexy: Diesem Hintern ist Jonny Henning verfallen.

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