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Ratgeber Auto 2022

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SEITE 6 FREITAG, 22.

SEITE 6 FREITAG, 22. APRIL 2022 „Safety-Car“ für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): Das gepanzerte Sicherheitsfahrzeug „S 680 Guard“ von Mercedes. FOTO: TOM KOENIG/DAIMLER AG/DPA STUTTGART/ULM. Kugeln prallen auf die Karosserie. Beulen und Einschusslöcher verunstalten das Blech. Doch der Beschuss ist kein Anschlag, sondern ein Test für gepanzerte Fahrzeuge. Solche Sonderschutzfahrzeuge dienen Politikern, Königen und Königinnen oder hochrangigen Managern als sicheres Transportmittel. Ex-Kanzlerin Angela Merkel etwa war oft in einem Audi A8L Security unterwegs. Nachfolger Olaf Scholz hat die neue Mercedes S-Klasse Guard S680 zur Verfügung. VomAmt beschießen lassen In Deutschland prüfen drei Beschussämter zivileFahrzeuge.Sie haben sich zur Vereinigung der Prüfstellen für angriffshemmende Materialien und Konstruktionen (VPAM) zusammengeschlossen. Bei der ballistischen Prüfung des Beschussamtes Ulm werden die Autos je nach Modell bis zu 500 Mal beschossen. Entweder zielt ein Schütze auf das Fahrzeug oder eine Waffenabschussanlage feuert gezielt auf kritische Punkte. „Wir besichtigen die Konstruktion schon im Rohbau und sehen das Fahrzeug ohne Verkleidung, können daher vermeintlich kritische Punkte vorher erkennen und sie gezielt prüfen“, sagt Peter Häussler vom Beschussamt Ulm. Bei der Schwachstellen-Analyse achten die Experten auf Scharniere, Kanten, Verschweißungen und Verklebungen. Vorab werden die im Fahrzeug verbauten Panzerplatten und das Panzerglas bei einer separaten Materialprüfung auf Durchschuss-Hemmung geprüft. Schutzvor Anschlägen Die Versuche entstanden als Antwort auf tatsächliche Bedrohungen und Attentate, wie in der Hochphase der Terrorbedrohung durch die RAF mit der Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers 1977 oder dem tödlichen Bombenattentat auf Alfred Herrhausen 1989 in seiner Mercedes S-Klasse. Marken wie Audi, Bentley, BMW, Citroën, Jaguar, Mercedes und Range Rover verkaufen Sonderschutzfahrzeuge direkt ab Werk. Die meisten Fahrzeuge für Unternehmer und Privatpersonen gehen nach Südamerika, Russland und Asien. Europäische Kunden sind meist Behörden oder Königshäuser. Spezialisierte Unternehmen wie Alpha Armouring, Brabus, Trasco, Welp Group, AB Luxuryoder Stoof International bauen Limousinen und Geländewagen zu Sicherheitsfahrzeugen um. Kunden können dafür zwischen Marken wählen wie beispielsweise Aston Martin, Bentley, Porsche, Toyota, Lexus, Cadillac, Volvo und Rolls-Royce. Wieein Sicherheitsautoentsteht Doch Panzerung ist nicht gleich Panzerung. Und einfach nur ein bisschen Sicherheitsglas FAHRENDE F So funkt gepanzerte Zentimeterdicke Stahlplatten und Fensterscheiben. bieten Schutz vor Angriffen. Doch wie werden d VonFabia Mit Sturmgewehren und Handgranaten Gepanzerte Zivilfahrzeuge teilen sich je nach Stärke der Platten und des Glases in Prüfstufen VR1 bis VR10 nach VPAM-BRVauf. Die Abkürzung bedeutet Ballistic Resistance Vehicle und bezeichnet die Widerstandsfähigkeit des Fahrzeuges gegen Angriffe mit Geschossen. Hält die Schutzhülle bei VR4-Fahrzeugen Kugeln eines 44er Magnum-Revolvers stand, sind es bei VR7 Patronen eines Schnellfeuergewehres mit Nato-Munition und einer Aufprallgeschwindigkeit von über 900 m/s, also 3240 km/h. Bei VR10 wird ein Auto mit Hartkern-Munition aus einem Sturmgewehr malträtiert. Zudem werden die Fahrzeuge neben der ballistischen Prüfung je nach Versuch einer Sprengprüfung unterzogen. Dabei zündet eine 12,5 Kilogramm schwere Sprengstoffmischung neben dem Fahrzeug. Bei weiteren Versuchen liegt eine Handgranate unter und auf dem Auto. Chinas Präsident XiJinping beging die Militärparade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China im umgebauten Hongqi L9. FOTO: MARK SCHIEFELBEIN Der Cadillac One –Staatskarosse des US-Präsidenten. US-Behörden geheim.

SEITE 7 Innenansicht eine gepanzerten Tür. Auch Barack Obama genoss während seiner Amtszeit als US-Präsident den Schutz einer fahrenden Festung. FOTO: PETE SOUZA VIA WIKIMEDIA GEMEINFREI Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) war häufig in so einem Sicherheitsfahrzeug von Audi unterwegs. FOTO: AUDI AG/DPA Risse, Ausbeulungen, Zerstörung –aber eben kein Durchschuss: So wirksam kann Sicherheitsglas gegen einen Beschuss sein. FOTO: FELIX KÄSTLE ESTUNGEN ionieren Limousinen Gepanzerte Fahrzeuge sind rollende Festungen und ie Festungen auf Rädern gebaut und geprüft? nHoberg Technische Einzelheiten des Fahrzeugs halten die FOTO: MIKE MAREEN -STOCK.ADOBE.COM und ein paar Stahlplatten zusätzlich an die Karosserie montieren, hält nicht alle Kugeln auf. Vielmehr werden besonders gute gepanzerte Fahrzeuge schon im Rohbau konstruiert. Passagiere sitzen dabei in einem gepanzerten Kern, Motor- und Kofferraum werden quasi nur angeschraubt. „Beim S680 Guard setzen wir erstmals auf einen eigenen, in sich geschlossenen Schutzraum inklusive neuer Sicherheitssysteme“, sagt Thomas Bentel als Guard-Entwicklungsingenieur bei Mercedes. Anders formuliert: Panzerte Mercedes bisher die S-Klasse, verkleiden sie nun ein vorher gepanzertes Fahrzeug optisch zu einer S-Klasse. Dem S680 Guard sollen Kugeln aus einem Präzisionsgewehr und Maschinengewehre nichts anhaben, ebenso wenig wie Sprengstoff am oder unter dem Auto. Schutzdurch Stahl und massiveScheiben Spezieller Stahl am Heck und der Stirnwand, Splitterschutzmatten im Dach und Aramidplatten –all das soll Schutz bieten. Eine Tür wiegt rund 200, die Seitenscheiben 40 und die Frontscheibe 120 Kilo. Ein massiver Unterboden mit 120 Kilo Bodenplatten schützt die Insassen vor Zehn Einschusslöcher in der Tür der Limousine, davon neun Treffer imBlech und einer in der Scheibe. Manfred Tonnier, Leiter des Staatlichen Beschussamtes Ulm, schaut sich alles genau an. FOTO: LUDGER MÖLLERS Detonationen. Feuer von außen bekämpft eine integrierte Löschanlage mit zehn Düsen unter dem Auto und im Motorraum. Selbst vor einem Gasangriff sind Insassen geschützt: Sauerstoff presst mit leichtem Überdruck Luft aus dem Inneren, so dass kein Gas eindringen kann. „Wichtig ist, dass die Insassen schnell aus der Gefahrenzone kommen und sich dann in Sicherheit bringen“, so Bentel. Dafür treibt das immerhin rund 4,5 Tonnen schwere Auto ein V12 mit 612 PS und 830 Newtonmeter an. Von0auf 100 km/h dauert es 8,3 Sekunden, maximal 190 km/h sind trotz Gewicht drin. Selbst nach einem platten Reifen geht‘s noch mit bis zu 80 km/h über 30 Kilometer weit. Eine Gegensprechanlage mit Mikrofonen in den Spiegelgehäusen und einem Lautsprecher im Radkasten erlaubt die Kommunikation nach draußen -ohne die Seitenscheiben zu öffnen. Ein fahrender Panzer -zumindest beim Schutz. Rund 457 000 Euro plus Mehrwertsteuer müssen Kunden mindestens bezahlen. Dicker Stahl und gegenläufige Türen Bei BMW konnte der erste gepanzerte Wagen, ein 733i High Security (E23), ab Ende der 1970er Jahre bestellt werden. „Hochgeschützte Fahrzeuge werden vom Grundkonzept komplett neu aufgebaut, weil sie eine geänderte Struktur besitzen. Das erfordert viel Handarbeit“, sagt Florian Biersack als Leiter Sicherheitsfahrzeuge bei BMW. Genaue Angaben macht BMW ebenso wenig wie exakte Aussagen zur Technik. Das Geschäft lebe stark von der Diskretion. Außerdem widerspreche es dem Sicherheitsgedanken des Fahrzeugs. „Ziel ist es, den größtmöglichen Schutz in der höchsten Qualität zu bieten, dabei möglichst anonym zu bleiben“, sagt Biersack. Dabei soll der zusätzliche Schutz den Insassen imKomfort nicht einschränken. Qualität, Platz, Geräusche, Leistung und Fahrkomfort sollen dicht an den Serienfahrzeugen liegen. BMW baut aktuell jährlich ein paar hundert Fahrzeuge in Handarbeit, so den gepanzerten X5 M50i in der Klasse VR6. Die nächste 7er Generation wird es zudem wieder als Hochsicherheitsfahrzeug geben, wahrscheinlich in den Klassen VR9 oder der Klasse VR10. Die chinesische Präsidentenkarosse, ein umgebauter Luxuswagen der Marke Hongqi, ist 6,40 Meter lang und verfügt über einen sechs Liter großen Zwölfzylinder-Ottomotor. Imdirekten Vergleich zum Serienmodell des Hongqi L9 gewähren gegenläufig öffnende Türen statt normaler Türen Einlass in den großvolumigen Innenraum. Dank eines Schiebedachs ist es Präsident Xi Jinping möglich, in der Staatslimousine zu stehen.

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