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Nordkurier Ratgeber Mit 66 Jahren (Ausgabe UKK)

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SEITE 8 FREITAG, 31. MAI

SEITE 8 FREITAG, 31. MAI 2019 Liebe macht in jedem Alter glücklich: Nach dem Tod eines Partners, vor allem aber auch nach Trennungen, suchen ältere Menschen erneut Anschluss. Foto: Uwe UMSTätter Frühling im Herbst Dieses wunderbare Kribbeln im Bauch Von Christina Bachmann Für Senioren, die eine neue Partnerschaft anstreben, zählen andere Dinge als bei jüngeren Singles. Manches ist einfacher, anderes schwerer. Doch eines bleibt gleich: Das Bedürfnis, gemeinsam durch Leben zu gehen. Kempen. „Mit 66 ist noch lange nicht Schluss“, sang einst Udo Jürgens. Das gilt noch immer: Viele Menschen jenseits der 60 suchen noch einmal einen Partner oder eine Partnerin. Grund dafür ist nicht nur der Tod des Ehepartners, sondern auch und vor allem eine Trennung, sagt Dorothee Döring aus Kempen am Niederrhein. Sie ist selbst Jahrgang 1949 und hat ein Buch über Partnersuche im Alter geschrieben. „Meist sind es diejenigen, die verlassen worden sind und für sich das Trauma des Verlassenwerdens heilen wollen.“ Die Suche mit 70 sieht dabei anders aus als mit Mitte 20. „Wenn ich jung bin, suche ich einen Partner, mit dem ich auch eine Familie gründen kann“, erklärt Dorothee Döring. Fällt dieser Aspekt weg, könne es einfacher sein, jemand Passendes zu finden. Denn wer eine Familie gründet, ist über die Kinder ein Leben lang verbunden – auch wenn die Beziehung scheitert. „Im vorgerückten Alter sagt man: ,Manches hat gepasst, manches nicht so gut‘“, sagt sie. „Da ist dann eine Lockerheit drin, wenn nicht mehr so viel davon abhängt.“ Gerade ältere Frauen geben ihre Freiheiten für einen neuen Partner nur ungern auf. So ist eine gemeinsame Wohnung für sie nicht selbstverständlich. „Die Männer wollen oft ganz gern eine Frau, die immer da ist und für alles sorgt. Frauen möchten genau das nicht, denn das haben sie schon hinter sich“, erklärt Dorothee Döring. „Sie wollen sich mit ihren Freundinnen verabreden und, wenn sie Lust haben, mit dem Partner etwas unternehmen.“ Es geht um mehr als die gemeinsame Freizeit Das heißt aber nicht, dass es im Alter nur um gemeinsame Freizeitgestaltung geht. Sexualität ist durchaus ein Thema, sagt Alexander Wild. Er ist Gründer und Geschäftsführer von Feierabend.de, einer Online-Community für die Generation 60 plus. „Bei einer Umfrage haben uns fast 40 Prozent der Teilnehmer gesagt, ab 60 Jahren hätten sie den besten Sex ihres Lebens gehabt.“ Bei Männern spiele Sex auf jeden Fall eine Rolle, sagt Dorothee Döring. „Bei den Frauen ist es unterschiedlich: Manche sind noch sehr aktiv, andere sagen: ,Mir reicht es, einen netten Menschen zu haben, mit dem ich über alles reden kann.‘“ Die Vorstellungen von einer neuen Partnerschaft im Alter können also ganz verschieden sein. Senioren sollten sich deshalb klar darüber sein, was sie suchen. Und wissen: Den idealen Partner gibt es nicht. „Wenn man illusionär unterwegs ist, kann man nur enttäuscht werden“, warnt Dorothee Döring. „Man kann höchstens gucken: Was macht mich aus, wo würde ich Kompromisse eingehen, und was ist nicht verhandelbar.“ 22 % der Singles zwischen 50 und 65 Jahren fühlen sich laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar TNS einsam. Außerdem sollte man ehrlich zu sich selbst sein: Suche ich nur einen Partner, weil ich partout nicht allein sein kann? „Dann erfüllt der mögliche Partner eine Funktion – und damit überfordere ich ihn.“ Dorothee Döring empfiehlt Senioren, auch allein auszugehen oder zu verreisen. „Das ist erst mal eine Mutprobe, aber sonst bleibe ich immer abhängig von anderen.“ Bei der Suche nach einem Partner sollten Senioren zweigleisig fahren, rät Alexander Wild. „Ich glaube, es ist nach wie vor sehr wichtig, dass man unter Menschen geht. Im richtigen Leben ist es wahrscheinlich immer noch am einfachsten, jemanden kennenzulernen.“ Kontaktbörsen werben um ältere Nutzer Gleichzeitig biete das Internet viele Möglichkeiten. „Das ist natürlich eine effiziente Art, schon mal ein Vorscreening zu machen oder überhaupt Kontakt herzustellen.“ Ein Tochterunternehmen von Feierabend.de ist Platinnetz, eine Senioren-Partnerbörse. Auch andere Onlinebörsen haben die reifere Generation entdeckt – zum Beispiel 50plus- Treff, Lebensfreude50 oder Silber-Singles. Allerdings gibt es dort ein Problem – die Ehrlichkeit. Das weiß Dorothee Döhring aus ihren Seminaren: „Die Frauen sagen: ,Wenn ich mein wahres Alter angebe und das über 50 ist, dann werde ich weggeklickt.‘“ Denn die gleichaltrigen Männer suchten oft eine 15 Jahre jüngere Frau. „Natürlich führt das zu Schwindel.“ Ein solcher Schwindel fliegt allerdings spätestens bei der persönlichen Begegnung auf. Dorothee Döring rät deshalb, dann lieber bei Senioren-Aktivitäten die Augen aufzuhalten, etwa beim gemeinsamen Wandern oder Grillen. „Da fragt dann kein Mensch: ,Wie alt bist du?‘ Entweder gefällt man einander oder eben nicht.“ Alexander Wild rät beim Online-Dating zu einem Profil mit aktuellen Fotos – und ansonsten zu möglichst wenig konkreten Infos. „Eigentlich müssen für die erste Sichtung das Foto und der Wohnort reichen.“ Auch wenn es zum gegenseitigen Like komme, sollte man nicht sofort die Telefonnummer herausgeben, sondern erst wenn man gechattet und Vertrauen gefasst hat. Für die Vorsicht gibt es einen Grund: das sogenannte Love Scamming. „Ältere Menschen werden bewusst angegangen, wohl wissend, dass sie einsam sind. Da wird ihnen die große Liebe vorgegaukelt, und irgendwann kommt derjenige mit Geschichten, dass er jetzt ganz dringend Geld braucht“, warnt Dorothee Wild. Viele seien auf diese Weise um Tausende Euro betrogen worden. „Sobald es irgendwie ums Geld geht, sofort den Kontakt abbrechen!“ Dass solche Betrügereien zunehmen, bestätigt Julia Rehberg, Juristin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. „Es gibt eine große Dunkelziffer, weil die Leute sich schämen und niemandem anvertrauen.“ Sie rät, sich baldmöglichst mit Online- Kontakten zu treffen – und zwar an einem öffentlichen Ort. „Dann kann man dann sehen, ob es den anderen so wirklich gibt.“ Studie: Singles werden eher krank Immer mehr Menschen leben allein – auch in Deutschland. Die steigende Zahl der Einpersonenhaushalte könnte mit mehr psychischen Erkrankungen einhergehen. Diesen Zusammenhang legt eine Studie der Universität Versailles nahe. Wie die Forscher im Fachblatt „Plos one“ berichten, haben Alleinlebende 1,5- bis 2,5-mal eher eine der häufigsten psychischen Erkrankungen als andere Menschen. Dazu gehören Depressionen sowie Angst- und Zwangsstörungen. Die Studie zeige jedoch nicht, ob das Alleinleben Ursache der Erkrankungen sei. Eine steigende Lebenserwartung sowie sinkende Heirats- und Geburtenraten sind nur drei der Gründe, die dafür verantwortlich gemacht werden, dass mehr und mehr Menschen allein leben. Einige wählen diese Lebensform auch ausdrücklich. dpa

FREITAG, 31. MAI 2019 SEITE 9 Sexualität kennt keinen Ruhestand Von Ulrike von Leszczynski Arbeitsleben vorbei, Sexleben auch? Weit gefehlt. Berliner Wissenschaftler haben 60- bis 80-jährige Frauen und Männer gefragt, was bei ihnen so los ist im Bett. Mehr offenbar als noch in der Generation davor. Berlin. Geht Sexualität auch in Rente? Für eine Studie zu Sex im Alter haben Berliner Forscher Aussagen der Generation 60 plus mit Umfragen unter jüngeren Erwachsenen verglichen. Ihr Ergebnis: Sexualität im Alter ist anders, doch die Fähigkeit, Intimität zu erleben, bleibt vom Alter fast unberührt. Auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen verwischt das Alter nicht, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift „Psychology and Aging“. 2008 zeigte Regisseur Andreas Dresen mit seinem Film „Wolke 9“, dass Liebe kein Alter kennen muss. Inge, die sich in dem Film in Karl verliebt, wird bald 70. Karl ist fast 80 – und erwidert ihre Gefühle. Gezeigt werden auch Nacktszenen. Sex im Seniorenalter, Menschen mit Falten und nichts an? Das war ungewohnt auf der Leinwand, auf der Wolke 7 meist Jüngeren vorbehalten ist. Wie ist das im wahren Leben? Für ihre Studie haben Psychologen, Mediziner, Sozialwissenschaftler und Genetiker aus verschiedenen Nähe und Zärtlichkeit sind vielen Menschen bis ins hohe Alter ein Bedürfnis. Berliner Forschungseinrichtungen drei Facetten der Sexualität untersucht: sexuelle Aktivität, sexuelle Gedanken und Intimität. „Intimität ist für uns dabei die emotionale Ebene der Sexualität“, erläutert Psychologin Karolina Kolodziejczak von der Berliner Humboldt-Universität. „Das sind verschiedene Gefühle, die mit Sexualität verbunden sind. Dazu gehören zum Beispiel Geborgenheit, Sicherheit und Akzeptanz, die durch körperliche Kontakte entstehen“, erklärt sie. Sex definierten die Wissenschaftler auch nicht allein als Geschlechtsverkehr. Sie fragten nach vier verschiedenen sexuellen Aktivitätsarten: Körperkontakt, Austausch von Zärtlichkeiten, Sex ohne Geschlechtsverkehr und Geschlechtsverkehr. Forscher fragen die 60- bis 82-Jährigen Als Basis diente die Berliner Altersstudie II (BASE II), deren Daten zwischen 2009 und 2013 erhoben wurden. Ins Visier der Forscher kamen damit 1514 Menschen im Alter zwischen 60 und 82 Jahren. Die Daten wurden mit denen einer Kontrollstichprobe von 475 Erwachsenen zwischen 22 und 36 verglichen.„Beim Sex spielt das Alter bei den Älteren eine größere Rolle als bei Jüngeren“, fasst Karolina Kolodziejczak zusammen. Das war für die Wissenschaftler keine große Überraschung. „Für Intimität gab es verglichen damit nur einen ganz kleinen Unterschied zwischen Jung und Alt“, sagt die Psychologin. „Es gab in diesem Punkt praktisch keinen Alterseffekt.“ Bei den Senioren Foto: Patrick Pleul fanden die Wissenschaftler auch keinen Hinweis, dass die Lust auf Sex ab einem bestimmten Alter besonders rapide nachlassen würde. Im Gegenteil: Fast ein Drittel der älteren Studienteilnehmer gab an, sexuell aktiver zu sein und mehr Gedanken an Sex zu haben als die junge Vergleichsgruppe. „Einmal mehr sehen wir hier große individuelle Unterschiede bei älteren Erwachsenen“, sagte Denis Gerstorf, Mitautor der Studie. Mehr Forschung dazu sei nötig – zum Beispiel dazu, welche Rolle Sexualität für das Wohlbefinden und gute Gesundheit im Alter spiele. Feste Partnerschaft ist Frauen besonders wichtig Belegt ist jetzt schon, dass der kleine Unterschied bleibt: So spielten in der Studie feste Partnerschaften zwar sowohl für ältere Männer als auch ältere Frauen eine Rolle, wenn es um Sexualität ging. Für Frauen waren sie bei der Lust auf Sex jedoch relevanter als für Männer, so Karolina Kolodziejczak. Bei Männern waren sexuelle Aktivität, Gedanken daran und Intimität nicht vorrangig an feste Partnerschaften gekoppelt. Solche Unterschiede gelte es noch weiter zu beleuchten. Fühlen sich die „Alten“ heute generell jünger als früher – und spielt damit auch Sexualität eine größere Rolle für sie? Die Berliner Studie kann diese Frage ohne Vergleichsgruppen aus früheren Jahren nicht beantworten. Allerdings würden derzeit Daten einer niederländischen Studie ausgewertet, die es erlaube, Unterschiede zwischen 55- und 65-Jährigen von Anfang der 1990er- und Anfang der 2010er-Jahre zu untersuchen, sagt Karolina Kolodziejczak. Erste Ergebnisse zeigten, dass Sexualität den später Geborenen etwas wichtiger sei als der Generation davor. Generell gebe es beim Thema Sexualität im Alter aber immer noch vergleichsweise wenig Forschung. Anzeige REZEPTE NR. 32 DIEBESTENLESERREZEPTE AUS15JAHREN ✁ ✁ • viele Menüvorschläge • coole Drinks • regionale Küche Neubrandenburger Möbelspedition Friedrich-Engels-Ring 1 · 17033 Neubrandenburg Tel. 0395 4 22 99 99 www.umzug-2000.de NUR 2, 95 EURO HIER ERHÄLTLICH: am Kiosk | in den Servicepunkten Neubrandenburg: Friedrich-Engels-Ring 29 und Turmstraße 13 Tel. 0800 1513030 (Anruf kostenfrei) oder www.nordkurier.de/rezepte ✁ Der Spezialist für Seniorenumzüge Full-Service-Umzug und Rundum-Sorglospaket ✁

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