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SEITE 8 FREITAG, 29. SEPTEMBER 2017 VOLKSDROGE KFZ Blechomania: Die Liebe zum Auto Das Auto symbolisiert Freiheit, Unabhängigkeit und Leistungskraft. Es garantiert hunderttausenden Menschen Lohn und Brot, wird in Fanclubs gefeiert und mit Kosenamen versehen. Zudem ist es ein „motorisierter Erinnerungsort“, wie die Geschichten von Gerd Lange und Frieder Altmann zeigen. Von Marlis Tautz NEUBRANDENBURG/STUTTGART. Kriminalhauptkommissar Lannert hat einen – einen Blech gewordenen Traum. Im rehbraunen Porsche 911 Targa kurvt der Tatort-Ermittler durch Stuttgart. 50 000 Euro mindestens kostet so ein Wägelchen, Baujahr 1975, im Top-Zustand das Dreifache. Seit 2011 zogen die Preise um fast 130 Prozent an, wie Analysten melden. Alte Autos gehen wie geschnitten Brot. Die Zahl H(istorie)-Kennzeichen, die Wagen Ü30 tragen können, stieg laut Kraftfahrtbundesamt seit Anfang 2016 um 11 Prozent. Die Sehnsucht nach solider Wertarbeit vergangener Tage wächst. Nach dem Dieselskandal hängen dunkle Abgaswolken über der heimischen Autoindustrie, und Autodeutschland leidet, wenn sein vermeintlich „liebstes Kind“ kränkelt. In Deutschland, Mutterland von Autopionieren wie Benz, Daimler und Porsche, schlagen seit jeher viele Herzen für das Automobil – gemeinsam in Fanclubs oder still für sich in Garagen landauf, landab. Das Auto symbolisiert Freiheit. Frauen können damit Unabhängigkeit demonstrieren, Männer ihre Leistungskraft. In Chefetagen ist Hubraum Ausdruck der Hierarchie, in Werkhallen ein Garant für Lohn und Brot. Das Haus der Deutschen Geschichte in Bonn widmet dem Thema bis 21. Januar 2018 die Schau „Geliebt. Gebraucht. Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos“. Käfer und Trabant gelten als „motorisierte Erinnerungsräume“. Dafür sind Männer wie Gerd Lange und Frieder Altmann der lebende Beweis. Sie teilen die Leidenschaft für Old- und Youngtimer. Der eine steht auf Italiener, der andere auf Abwechslung. Frieder Altmann ist in seinen fast 45 Jahren Führerschein nie Neuwagen gefahren, bei Gerd Lange steht nur der Familie wegen einer in der Garage. Er wirft lieber seinen Trecker Hanomag Schnellläufer an, einen Frontlader mit Schaufel und Forke, der 28 km/h schafft. Sein Favorit ist ein 1600er Alfa Romeo Spider, „Baujahr 1977, aus der zweiten Serie, Doppelnockenwellenmotor, blau mit dunkelroter Innenausstattung“. Schon als Jüngling fand Gerd Lange Gefallen an Oldies, nachdem ein Onkel ihm sein abgelegtes Moped geschenkt hatte, eine DKW Putzen, polieren, ja sogar liebkosen – so sieht Autoliebe aus. Hummel. Als Student legte er sich einen 16 Jahre alten Import-Käfer aus den USA zu. „Er hatte ein Loch im Auspuff, eine schwache Batterie und die wunderbare Eigenschaft, dass in besonders scharfen Kurven die Beifahrertür aufging“, sagt er. „Dann hat sich die Beifahrerin natürlich heftig nach links geworfen.“ 1980 holte er sich seinen ersten Spider. Als er Anfang der 1990er-Jahre nach Vorpommern zog, fuhr er das Alfa Sportcoupé „Bertone“. Schweren Herzens hat er sich getrennt, als seine Frau Aufwand und Nutzen in Zweifel zog. Mit offenem Dach ins Abendlicht fahren Der Blaue ist sein dritter Alfa, gekauft 2005. „Eines der schönsten Autos, die je gebaut wurden und noch halbwegs bezahlbar sind.“ Selbst die Generation „Kopf runter“ schaue vom Smartphone auf, wenn so ein Oldtimer heranröhre. „Die italienischen Konstrukteure müssen Jahre an diesem Sound gefeilt haben, und die Designer haben Formen entwickelt, die übers Auge eine Verbindung zu bestimmten Gehirnregionen herstellen und die Menschen FOTO: BERNARDBODO - FOTOLIA.COM lächeln lassen.“ Für ihn steht fest: Es gibt nichts Schöneres, als den Jackenkragen hochzuschlagen und mit offenem Dach ins Abendlicht zu fahren. Es kann nur einen geben. Frieder Altmann wiederum ist allein dem Wechsel treu. So groß die Liebe zu einem Wagen ist, „sie hält nie lange“. An die 70 Autos hat er schon besessen, vor allem deutsche Fabrikate, die ab 1960 vom Band rollten. Als Knirps war er mit einer Schar Tanten gesegnet, die er zu begleiten hatte, wenn sie mit ihren Verehrern ausfuhren. Auf der Rückbank malte er sich seine Zukunft mit großen Schlitten aus. Sein erster Wagen mit 18 war ein VW Käfer, Jahrgang 1964. Kurz darauf belohnte er sich nach einer Prüfung mit einem 144er Volvo. „Ein Riesenschiff, das ich nach einem Vierteljahr wieder abgeschafft habe.“ Als Student in Hamburg wurde die Parkplatzsuche zu anstrengend. Er trachtet „beinahe zwanghaft“ nach Autokäufen. Sein Motto: Passt ins Beuteschema, passt ins Portmonee, will ich haben. „Ich suche kein perfektes Auto, sondern eines, an dem immer noch etwas zu tun ist.“ Opa- Autos mag er, „mit wenig Kilometern auf dem Tacho, auch wenn sie oft bisschen müffeln“. Oder Kisten, die Mitleid erregen, „um sie zu retten“. Dabei kann er „gar nicht selbst schrauben, höchstens bisschen fummeln“. Er hat aber einen guten Mechaniker an der Hand. Unterm Strich sei er so über alle Jahre und Käufe „günstiger weggekommen, als hätte ich einmal einen Neuwagen in Golf-Größe bezahlt“. Frieder Altmann hat stets drei, vier, fünf Autos nebeneinander, meist einen Käfer dabei und die Traumwagen seiner Kindheit fast alle durch. Fast. „Einen Opel Rekord Caravan würde ich mir sofort holen.“ Und einen VW Golf 1600 TL für Tourenlimousine, vom Volksmund wegen seiner Form als „traurige Linie“ verulkt. „In Orange wie damals mein Fahrschulwagen.“ Eine Konstante im Leben des Autonarren ist Frau Altmann: Sie kennt ihn schon länger, als er seinen Kauftick hat, und ist gefeit dagegen. Ihren Mercedes aus den frühen 1990er-Jahren gibt sie nicht mehr her. Ein „motorisierter Erinnerungsort“, der Bestand hat. Kontakt zur Autorin m.tautz@nordkurier.de Glücksgefühl pur - so manch einer hat zu seinem Auto eine innigere Beziehung 1. Volvo-Fahrer sind ihren Wagen am innigsten verbunden. Das geht aus dem sogenannten Involvement-Index hervor, den Wirtschaftspsychologen der Ruhr-Universität Bochum erheben. Er zeigt, wie sehr sich ein Fahrer mit seinem Auto auseinandersetzt. „Wir gehen davon aus, dass die emotionale Bindung des Autofahrers an sein Fahrzeug umso höher ist, je mehr er sich darüber austauscht“, sagt Professor Dr. Rüdiger Hossiep. Jedes Jahr ermitteln die Forscher die Relation zwischen Beiträgen in Europas größtem Auto-Diskutierklub „Motor-talk.de“ und der Zahl der bundesweit zugelassenen Pkw einer Marke. Für 2017 stehen Volvo, Audi und BMW an der Spitze, gefolgt von Landrover, Mercedes Benz, Saab, VW, Opel, Porsche, Jaguar, Ford und Alpha Romeo. (Nur wenig gesprochen wird über Dacia, Suzuki oder Daihatsu.) BÖSER BLICK UND FETTER BAS 2. Das menschliche Auge erkennt in der Frontpartie von Autos ein Gesicht und bestimmte Eigenschaften. Das haben Wissenschaftler in Österreich und den USA ermittelt. Ursache ist der Ur-Instinkt des Gehirns, dem Antlitz seines Gegenübers möglichst viele Informationen abzulesen. Von 40 Studienteilnehmern waren 96 Prozent einig darin, ob ein Auto eher aggressiv oder freundlich wirkt. Die Aggressiven waren tiefergelegt, mit breiten Motorhauben und eckigen Frontlampen. Zur kindlich-lieben Frontpartie gehören runde, eng stehende Lampen und weiche, schwungvolle Seitenkanten. „Solche Autos bringen uns zum Lächeln“, urteilte Studienleiter Dennis Slice von der Florida State University. Sie seien darum bei Frauen besonders beliebt. 3 F u ü 4 w W l M g l b j D U M z m f F ( W 3 1 s

SEITE 9 Jeder siebte Deutsche liebkost sein Auto sogar Von Frank Christiansen „Ich steh da hinten“ – die Identifikation mit dem Auto ist bei manchen Deutschen weit fortgeschritten. Auch wenn es um Spitznamen für den Wagen geht, sind viele gut dabei – von „Assi“ bis „Horst“. DÜSSELDORF. „Bärchen“, „Dicker“, „Fürzchen“: Jeder siebte Autobesitzer in Deutschland hat seinem Gefährt einen Kose- oder Spitznamen verpasst. Das hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov ermittelt. 14 Prozent haben sich demzufolge abseits der offiziellen Typenbezeichnung einen Namen für ihren fahrbaren Untersatz ausgedacht. 86 Prozent verzichten auf derartige Betitelungen. Die Spitznamen zeugen vom vermeintlichen Charakter des Autos („Diva“, „Roter Rasi“, „Silberpfeil“), möglichen Mäzenen („Oma Gisela“), dem eigenen Fahrstil („Arschi“, „Assi“, „Düsi“, „Kämpfer“) oder einer besonders innigen Beziehung („Mein Lieber“, „Mein Kleiner“, „Bärchen“, „Schnuffel“, „Schmuckstück“, „Huddel“, „Horst“). Was den eigenen Wagen angeht, liegt die Zahl der Auto-Hasser bei null Prozent. Mit ihren Autos zeigten sich die Befragten in überraschend großem Ausmaß zufrieden: Jeder Fünfte (21 Prozent) gab an, sein Auto zu lieben, fast die Hälfte (44 Prozent) mag es. Jeder Dritte (32 Prozent) „findet es okay“ und nur zwei von Hundert stehen auf Kriegsfuß mit ihrem Auto und mögen es explizit nicht. Die Zahl der Auto-Hasser lag, was den eigenen Wagen angeht, bei null Prozent. Von den befragten 18- bis 24-Jährigen besaßen entsprechend nur 42 Prozent einen Wagen. Diese Minderheit zeigt sich aber besonders begeistert: 44 Prozent der jungen Autobesitzer gaben an, ihren Wagen zu lieben. Mit fortschreitendem Alter kühlt die Zuneigung ab: Bei den 35- bis 54-Jährigen erklärten dies lediglich 15 Prozent. Der Grad der Zuneigung zum Auto ist auch eine Frage des Geschlechts, wie die Meinungsforscher herausfanden: Während jede vierte Frau (26 Prozent) ihre Liebe zum eigenen Auto offenbarte, bekannte sich nur jeder sechste Mann (16 Prozent) zu einem derart innigen Verhältnis zu seinem Wagen. 62 Mio 65 % 28 % 62,6 Millionen Kraftfahrzeuge waren zum 1. Januar 2017 in Deutschland zugelassen, mehr als eine Million mehr als im Vorjahr. Knapp zwei Drittel (64,8 %) der Autos in Deutschland sind deutsche Marken. Auf Platz 1 ist VW, gefolgt von Opel und Mercedes. Grau ist mit 28,1 Prozent die beliebteste Farbe bei Neuzulassungen. Es folgen Schwarz mit 27,4 Prozent und Weiß mit 20,1 Prozent. als zu seinem Partner. FOTO: UNDERDOGSTUDIOS - FOTOLIA.COM S – FÜNF FAKTEN RUND UM DIE LEIDENSCHAFT AUTO . 4. 5. ür junge Autofahrer sind die Optik nd die Akustik ihrer Wagen berdurchschnittlich wichtig. Rund 4 Prozent der unter 30-Jährigen ären bereit, für ein Fahrzeug in unschfarbe tiefer ins Portmonee zu angen. ehr als jeder Vierte (26 Prozent) ibt extra Geld aus, um ein besonders eistungsstarkes Audiosystem zu ekommen. Das sind immerhin eweils 10 Prozentpunkte mehr als im urchschnitt üblich. nter den jungen Wilden sind große arken wie Porsche und Mercedes war heiß begehrt, doch fangen die eisten kleiner an: Jeder Fünfte ährt VW (20 Prozent), gefolgt von ord (11 Prozent) und Opel 10 Prozent). Stolz auf seinen agen ist jeder Dritte unter 0-Jährige (37 Prozent), 7 Prozent ist ihr Fahrzeug ogar heilig. Es gibt Menschen, bei denen die Liebe zum Auto alles andere in den Schatten stellt. Diese Neigung wird auf Englisch „mechanophilia“ genannt. Autolover Edward Smith, ein 57-jähriger Amerikaner, gab laut dem britischen „Telegraph“ an, mit über 1000 Autos „Sex“ gehabt zu haben. Seine erste große Liebe entflammte im Alter von 13 Jahren zu einer Corvette Stingray. Momentan ist er mit einem Volkswagen Käfer zusammen. Er spricht mit seinem Geliebten und trägt ihm Lieder und Gedichte vor. Statt von Frauen oder Männern sexuell angezogen zu sein, errege ihn die Schönheit von Autos, erklärte er. Zwar könne er die Ursache seiner Leidenschaft nicht verstehen, doch tue sie niemandem weh. Er wolle seine Autos einfach nur umarmen, küssen und liebhaben. Den Deutschen ist ihr Auto lieb und teuer. Wie viel sie sich die Liebe zu ihren Gefährten im Jahr kosten lassen, das hat der Versicherer CosmosDirekt in einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter gut 1000 Autofahrern ab 18 Jahren ermittelt. Sie sollten einschätzen, welchen finanziellen Aufwand sie mit der Unterhaltung der Wagen haben. Beinahe ein Fünftel (18 Prozent) gab „mindestens 1000 Euro“ aus. Etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent) steckte zwischen 500 und 1000 Euro in den Wagen. Weitere rund 40 Prozent der Befragten bekundeten, dass ihnen Autopflege und Instandsetzung pro Jahr 100 bis 500 Euro wert sei. Ein vergleichsweise kleiner Teil der Autofahrer (6 Prozent) hat weniger als 100 Euro bezahlt. Jeder fünfte Deutsche gibt zu, sein Auto zu lieben. FOTO: VASYL - FOTOLIA.COM

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